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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Entstehung
Seite
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versuchte von Neuem seine Verbindung mit dem Bundestage herzu-stellen, welcher mehr als je den Prätendenten ausrecht hielt, währendHerr von Bismarck der Zulassung dieses letzteren alle erdenklichenSchwierigkeiten entgegenstellte. Es kam bald so weit, daß, währendganzer drei Monate, die Verhandlungen zwischen den beiden Höfenvon Wien und Berlin unterbrochen blieben. Endlich im Monat Juni1865 wieder aufgenommen, liefen sie am 22. Juli 1865 in ein preu-ßisches Ultimatum aus. Schon am 15. hatte Herr von Bismarckin Karlsbad zum Herzog von Grammont gesagt, daß der Krieg zwi-schen Oesterreich und Preußen unvermeidlich geworden sei; daß erwünsche, es käme so bald als möglich zum Klappen, und daß Preu-ßen dazn berufen sei, die Geschicke Deutschlands in seine Hand znnehmen. Indessen ward ihm für diesmal noch nicht gestattet, die Ent-scheidung der Waffen anzurufen. Die beiden regierenden Familien em-pfanden, trotz aller ihrer Gereiztheit, den äußersten Widerwillen, gegeneinander das Schwert zu entblößen. Hegen sie auch eine starke Vor-liebefürdas militärische Regiment, sosind sie im Grunde dochnicht kriegeri-scher Natur. Die Scheu vor der Zerreißung des Bandes der heiligenAllianz, und ein wenig wohl auch vor dem Vergießen deutschen Blutes,erfüllte sie mit Entsetzen. Aus diesemZaudern im letzten Moment ging einletzter Ausgleichungsversuch hervor. Am 17. August schuf die GasteinerConserenz ein Interim, welches dazu bestimmt war, den gemeinsamenBesitzstand als solchen aufhören zu lassen. Den Oesterreichern wurdevorläufig ausschließlich Holstein eingeräumt, den Preußen aber Schles-wig, was weniger günstig war, weil dieses durch Holstein von jederdirekten Verbindung mit Deutschland abgeschnitten wird. Doch der-jenige, welcher alle diese Verwicklungen aufeinander gethürmt hatte,um einen Bruch herbeizuführen, konnte eine mit so vieler Mühe zu die-sem Punkt der Reife gebrachte Situation nicht mehr unbenutzt seinenHänden entwinden lassen. Man hatte den italienischen Krieg und