83
den Fürstencongreß vorübergehen lassen, ohne einen Schritt zur ent-scheidenden Lösung vorwärts zu thun; diese dritte Gelegenheit nichtergreifen, hieß die Gunst des Schicksals ermüden. Die Erwerbungzweier neuen Provinzen war ohne Zweifel dazu angethan, dem König-thum weit mehr zu gefallen als jeglicher nationale Standpunkt, unddiese Aussicht in Gemeinschaft mit den eben errungenen militärischen Er-folgen, mußte esHerrn von Bismarck möglich machen, sich endlichder Zustimmung desjenigen zu bemächtigen, der bisher stets vor jederäußersten Maßregel zurückgewichen war.
Von diesen! Augenblick an, war das Uebrige nur eine Fragedes Wie? Das preußische Kabinet erneuerte nun nicht allein seineForderungen in Betreff gewisser Bedingungen, denen der zukünftigeHerzog sich zu unterwerfen habe, sondern es ließ auch durch seineKronjuristen eine Denkschrift ausarbeiten, welche die Rechte des Prä-tendenten auf eine entschiedene Weise bestritt. Und um mit allenAngriffsmitteln zugleich vorzugehen, wiederholte es den Vorschlag zurBerufung eines deutschen Parlaments, begleitet von einem diploma-tischen Rundschreiben, welches Deutschland in den feierlichsten Aus-drücken beschwor, sich um die Fahne der Einheit zu schaaren, so esnicht einen: Verhängnisse wie Polen verfallen wolle (24. März 1866).Auch diesmal blieb die öffentliche Meinung ungerührt. In Folgeseines Auftretens gegen die preußischen Kammern hatte Herr vonBismark bei Allen, die es redlich «meinten, jeden Schatten von Zu-trauen eingebüßt. Wenn er noch irgend welchen Glauben an seineVersicherungen hätte beanspruchen wollen, so mußte er nicht mit derdreisten Beschuldigung hervortreten, daß Oesterreich kriegerische Ab-sichten gegen Preußen im Schilde führe, hoch und theuer sich ver-schwörend, daß, was ihn anlange, niemals ein feindlicher Gedankein seinem Geiste Eingang gefunden. Das hieß der Gläubigkeit,
selbst der unschuldigsten Gemüther, allzuviel zumuthen. Es ist wahr,
6 *