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zu unterstützen entschied, nicht nach dem errungenen Siege, sondernbevor noch der Kanonendonner von Königgrätz seinen Argumenten zuHülfe gekommen war.
Wer die von dem Minister von Bismarck in Noten und offiziel-len Reden ausgegangenen Erklärungen zusammenstellen wollte, würdedarin dem Kern der eben geschilderten Unterhaltung, derselben strammin einandergreifenden Gedankenkettung begegnen: dem Willen, dieWiedergeburt des deutschen Staatskörpers herauszuführen, bedingtdurch die Nothwendigkeit über große materielle Kräfte zu verfügen,um Oesterreich aus dem Felde zu schlagen, und parallel mit dieserGrundidee immer wiederkehrend dem unausgesprochenen Gedanken, daßdie größte Schwierigkeit darin bestehe, den König für seine Sache zugewinnen. Es war um so mehr eine heikle Aufgabe, als der König,ehrlich auf seine Weise, sich stets im Rechte glaubte, wenn er aufden größten Ketzereien gegen das konstitutionelle System bestand. Erfand es ungeheuerlich, daß eine parlamentarische Opposition sich be-kommen lasse, in die Wahl seiner Minister eingreifen und die Aus-gaben für die Armee überwachen zu wollen, was ihn aber nicht imEntferntesten hinderte seine unerschütterliche Verfassungstreue nach wievor zu betheuern. Bis zum Jahre 1848 gab es für ihn im Staatnur zwei Dinge: Das Königthum und das Heer; und seine Ansich-ten galten für so absolutistisch, daß zur Zeit der Revolution der Hofselbst ihn gebeten hatte, dem allgemeinen Unwillen aus dem Wege zugehen. Lange Zeit hindurch sah man in großen Buchstaben auf sei-nem Palast die Aufschrift: „National-Eigenthum". Er war damalsnur präsumtiver Thronerbe. Das quälende Andenken jener Tagemachte ihn zum natürlichen Haupt der Gegenrevolution. Er führteden Feldzug gegen die badische Erhebung von 1849, und mit eignerHand unterschrieb er die zahlreichen Todesurtheile, welche auf jeneEpisode so dunkle Schatten werfen, ohne sich weder durch den Ruhm