Druckschrift 
Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Entstehung
Seite
135
Einzelbild herunterladen
 
  

135

Erfolgs zu greifen, als vielmehr, den Lockungen zu größeren Herr-lichkeiten gegenüber, Enthaltsamkeit durchzusetzen.

Auch dachte sich am Ende sogar er wie so Viele daß dieDinge, nachdem das Schwierigste gelungen, etwas mehr von selbstsich weiter entwickeln würden, als die Erfahrung zweier Jahre seitdemes bewährt hat. Wenig gewohnt, mit den Anforderungen der Massenzu rechnen, hatte er vielleicht die französische Kaiserpolitik mehr vonihrer rein persönlichen Seite studirt und sich bei dem Gedanken beru-higt, daß diese nach ihrer dermaligen Beschaffenheit nicht mehr als derAusgangspunkt übermüthiger Angriffe zu fürchten sei, hatte aber da-bei vernachlässigt zu bedenken, daß jene Kaiserpolitik nicht allzusehrvon ihrer Lust und Kraft abhing. Mußte er doch im eigenenHause bei der Luxemburger Frage die Erfahrung machen, daßman dem Selbstgefühl auch der deutschen Nation nicht so leicht etwasbieten konnte, was sie wie eine Demüthigung vor dem Ausland undeinen Machtverlust ansieht, und waren doch in diesem Punkte seinePreußen noch lange keine Franzosen, der Unwille der Massen inEhrensachen entfernt nicht so bedenklich für einen preußischen König,wie für Louis Napoleon. Die Empfindlichkeit der Franzosen inSachen der auswärtigen Politik und die Macht des Rückschlags vonderselben auf die kaiserliche Haltung, sind es, welche seit zwei Jahrendie naturgemäße Entwickelung des deutschen Staats aufgehalten haben,und eine unzulängliche Vorausberechnung dieses Moments ist es ver-muthlich, welche Herrn von Bismarck in dem Gedanken noch be-