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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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weiße Weste als das Bedürfniß, nicht nach vorschneller Sicherstellungeines persönlichen Triumphes, sondern nach klngheitsgemäßer Ein-herbstung einer lohnenden Ernte auffassen. Louis Napoleon machtezu Villasranka persönliche Politik, wie es einem Dynasten zukommt,dessen letzter Gesichtspunkt es ist, den Glauben an ihn selbst undsein Geschlecht im Volk einzupflanzen. Von Magenta und Solferinoals Sieger heimzukehren, war für ihn das oberste aller Gebote, zu-mal ihm Savoyen und Nizza versprochen und die Einheit Italiens im Grunde seine geringste Sorge war. Herrn von Bismarck habenauch seine grimmigsten Gegner bis jetzt nicht vorwerfen können, daßer persönliche Politik mache, daß ungcmessene Eigenliebe mit allenihren Auswüchsen der Sporn seiner Handlungen sei. Selbstgefällig-keit und Prahlerei, Blendwerk irgend welcher Art, sind seinem Wesenfremd. Seine Ungeduld gegen Widerspruch entspringt mehr aus Reiz-barkeit als aus dem Trieb nach Befriedigung ungemessener Herrschsucht,der doch seinem kraftbewußten Naturell so nahe läge. Alle Gegner habenihn stets nur um der Ansichten willen, von denen er sich im Handelnleiten läßt, um der Grundsätze willen, denen er, ihres Vermuthens, zurHerrschaft verhelfen wollte, angegriffen. So müssen wir auch annehmen,daß wenn die Mäßigung nach dem Siege sein eigenstes Werk war, nichtsanderes sie ihm diktirte, als die Ueberzeugung, daß die Sicherstellungder großen Zwecke, die er im Auge gehabt, sie auferlegte. Es galt ihmnicht sowohl, mit ungeduldiger Hand nach dem Freudenbecher des