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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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ihnen dieselbe zur höchsten Ehre anrechnen, und in demselben Maßeals sie die Rolle jedes Einzelnen an der Konzeption und Durchfüh-rung des Ganzen auffaßt, in demselben Maße wird sie für ihn einenTheil des Ruhnies in Anspruch nehmen müssen, bei Entwerfung die-ses Planes mitgewirkt zu haben. Sie wird sich schwerlich täuschen,wenn sie in diesen kühnen, siegesgewissen, der äußersten politischenKonsequenzen sich wohlbewußten Zügen auch die Hand derjenigen er-kennt, welche im Kabinet wie im Felde eine überwältigende Mei-sterschaft bewährt haben. Der Geist dieses Kriegsprogramms bedarfkeiner umschreibenden Erläuterung. Seine eigenen Worte drückenaufs Energischste alles das aus, was das vorausgegangene Studiumder vereinzelten Symptome niit weniger Gewißheit als sein bestesErgebniß formuliren konnte. Was immer von diesen heroischenMitteln auch auf Rechnung der bloßen Zweckdienliche zu stellenfein mag, noch immer bleibt genug übrig, woran wir uns erbauenkönnen.

Soviel Thorheit nun auch in der Behauptung läge, die Herrenvon Bismarck, von Moltke und von Roon hätten bei Auf-stellung dieses Programms Begeisterung für die Einheit Italiens oderdie Freiheit Ungarns empfunden, so wäre es kaum minder einfältig,angesichts eines so großartigen weltumwälzenden Planes noch immeran dem trockenen Verdachte festzuhalten, daß sie dabei nichts im Kopfgehabt, als altherkömmliche, steifleinene Junkerpolitik zu machen; daßsie mit kühner Hand alle bewegenden Prinzipien entfesseln, das euro-