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periode unsern spekulativen Leichtsinn steigerte, in der Periode desRückschlags die Muthlosigkeit chronisch werden Hess und den Wieder-aufschwung verhindert. Kaum nimmt die Berliner Börse einen kleinenAnlauf zum bessern, so werfen ihn schlimme Nachrichten aus Wien wieder zurück, und umgekehrt. Für Oesterreich mag aber das Endeder Krise noch ferner liegen, als für uns, da in der Papiervaluta,in der kolossalen Steuerbelastung und den über alles Maass traurigenVerhältnissen Ungarns , ein gewaltiges Hinderniss der Wiederherstel-lung gesunder Zustände gelegen ist.
Neben sonstigen Einwirkungen, welche speziell auf Verschärfungunserer aufsteigenden Krise wirkten, heben wir die, durch verstärkteNachfrage und durch Arbeitseinstellungen auf unerhörte Höhe ge-schraubten Kohlen- und Eisenpreise Englands hervor. Habendiese beiden wichtigen Artikel, mit ihren abnormen Preissteigerungendie grössten Störungen in unser wirthschaftliches Leben gebracht,so war dies nur durch die gleichzeitigen Produktionseinschränkungenund Preiserhöhungen in England möglich geworden. Für das Eisenspeziell verstärkten unsere Schutzzölle diese verderblichen Wir-kungen noch, da sie, mit der Vertheuerung der nothwendigen Zu-fuhren aus England, unsern Produzenten noch weiter gehende Preis-steigerungen gestatteten. Stieg auch die Einfuhr, namentlich von1871 auf 1872 (wo die Eisenzölle einen Mehrertrag von etwa4,600,000 Mark abwarfen) ganz ausserordentlich, so war dies doch
für die Bedürfnisse unserer Eisenbahnen und eisenverarbeitenden
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Werke immer noch unzureichend, so dass die inländischen Preise,trotz der so bedeutend vermehrten Einfuhr, fortwährend im Steigenblieben und um einen Theil des Schutzzolls höher gehalten wurden.Unstreitig wäre die gegenwärtige Lage unserer Eisenindustrie einebessere, wenn der kritische Aufschwung der Preise im Jahre 1872/73keine solche Höhe erreicht und damit von neuem bedeutende Anlage-kapitalien einer Industrie zugeführt hätte, in welche leider bereitszu viel Kapital geflossen ist. Existirte 1872 gar kein Eisenzoll mehr,so wäre dies eine Wohlthat für das Land und für die Eisenindustrieselbst gewesen, welche gegenwärtig und in Zukunft unter der ver-stärkten inneren Concurrenz, die ihr das Jahr 1872 bereitet hat,mehr leidet, als der augenblickliche Nutzen, die ohnehin so hohenPreise noch um einen Theil des Zollbetrags gesteigert zu haben, inso kurzer Frist einbringen konnte.
Wenn sich überhaupt, in normalen Zeiten, die Nachtheile ausden eigenen oder fremden Schutzzöllen decken, d. h. gleich gross