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freien Entwickelung begleitet, in wesentlichen Bestimmungen abzuän-dern, dass sie namentlich dem einseitigen Drängen von Arbeitgebernnicht nachgegeben haben, welchen die Voraussicht und Ruhe fehlte,den natürlichen Verlauf von Bewegungen abzuwarten, die gegen diesturmfesten Stellungen der natürlichen wirtlischaftlichen Ordnungunternommen wurden.
Haben wir hiermit die drei wesentlichsten Ursachen für Herbei-führung und Verschärfung der Krisis besprochen,, so muss in derKürze noch einiger Umstände gedacht werden, welche indirekt nach-theilig einwirkten.
Hierhin gehört zunächst die Ausdehnung der Krise auf einesunserer wichtigsten Nachbarländer, Oesterreich. Aus gleichenUrsachen hervorgegangen, ward sie dort noch verschärft durchgrössere Kapitalarmuth und durch die chronisch gewordene Krank-heit des Zwangscourses für Banknoten und Staats-Papiergeld. Wennwir oben die Schädlichkeit der aus Metallgeld und Noten gemischtenWährung schilderten, so bietet Oesterreich ein Bild der traurigstenFolgen einer vollständigen Verdrängung der reellen, durch fictiveWerthzeichen. Diese unausgesetzten Schwankungen des Werthmes-sers brachten das ganze wirtschaftliche System ins Schwanken, ver-jagten das fremde Capital, trieben die Bevölkerung systematisch ausder Arbeit ins Spiel. Durch die beiderseitigen Schutzzölle wird dernaturgemässe Verkehr zwischen Oesterreich und Deutschland ohne-diess aufs empfindlichste beeinträchtigt. Die den unsrigen parallellaufenden kritischen Erscheinungen auf dem Gebiet der Industrie,des Handels und des Creditwesens, konnten aber nicht verfehlen,jene Beeinträchtigungen noch wesentlich zu steigern und uns in starkeMitleidenschaft zu ziehen, so dass der dortige Zusammensturz imMai 1873 auch den Umsturz bei uns einleitete. Die nahe Verbin-dung, in welche die Wiener zur Berliner Börse durch ihre gemein-schaftlichen Spekulationspapiere getreten ist, hängt uns wie Blei anden Füssen und stört die Wiederherstellung unserer Creditverhält-nisse. Umgekehrt empfängt Wien von Berlin die gleich ungünstigeEinwirkung, wie denn alles Ungesunde im wirtlischaftlichen Lebender Völker in trauriger Wechselwirkung steht. So wirken auch dieSchutzzölle und der Banknotenzwangscours von Russland und Nord-amerika lähmend auf uns ein; jedoch bei weitem nicht in solchemGrade, wie Oesterreich mit seiner Parallelkrise, welche in der Ilausse-
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