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Die wirthschaftliche Krisis / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
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Consumtion, selbst wo dazu keine specielle Veranlassung vorliegt, einpessimistisches Zuriickzieben der disponibeln Mittel von allen, auch densolidesten Anlagen entgegen. Die ganze Nation ist vom Katzenjammerergriffen, und die subjective Kraft mangelt ihr, sich wieder aufzurichten.Den Begekungssüuden der Hausseperiode treten Unterlassungssündenvon ähnlicher Tragweite entgegen, welche der Rückkehr normalerZustände hindernd im Wege stehen. Alles aber führt sich, in letzterInstanz, wieder auf die Unkenntniss der wirthschaftlichen Gesetzezurück, welche, wie sie früher das Steigen der Preise über denWerth, das plötzliche abnorme Zunehmen der Nachfrage, für etwasDauerndes ansah, so jetzt den Glauben au die Wiederkehr bessererVerhältnisse ganz verloren hat, dem chronischen Pessimismus ver-fallen ist. Statt also die selbsttätigen wirthschaftlichen Gesetze inihrem Gang zu unterstützen, tritt die Passivität ihnen hindernd inden Weg und zieht den Heilungsprozess in die Länge. WelchePeriode wäre z. B. günstiger für neue Anlagen und Bauten, als diejetzige, und wie wird sie benutzt, während man bei den wahnsin-nigen Löhnen und Materialpreisen von 1872 73 blind darauf losbauen Hess?

Wir sprachen bereits mehrfach die Ansicht aus, wie die Krisisgegenwärtig (November 1875) auf ihrem tiefsten Stand angekommensein, wie das Jahr 1876 voraussichtlich die Wendung zum besserenbringen dürfte. Allerdings sind solche Prophezeihungen sehr misslichun4 können durch den Gang der Ereignisse, durch das Eingreifenunvorherzusehender Umstände, leicht zu Schanden gemacht wer-den. Wir gründen jene tröstlichere Anschauung der Dinge haupt-sächlich auf die Betrachtung des Arbeitsmarktes, während fürden Creditmarkt allerdings die Prophezeihung auf etwas schwäche-ren Füssen steht. Dieser Unterschied ist aber in einer Erör-terung des Verlaufs und gegenwärtigen Standes der Kriseentschieden festzuhalten. Wir unterscheiden also hier zwischendem Gang der Industrie und des Handels (die Landwirthschaft folgtmehr ihren eigenen, von der gegenwärtigen Krise nur indirekt be-einflussten Gesetzen) und zwischen der Lage des Geld- und Credit-marktes, wenn auch in der Praxis häufig der schlechte Gang einesWerkes mit den Creditverlegenheiten des Besitzers zusammenfällt,überhaupt eine innige Wechselwirkung zwischen Beiden besteht.

Betrachten wir also zunächst, von den Creditverhältnissen ganzabsehend, die Lage des Arbeitsmarkts, so muss sich im Grossenund Ganzen die Ueberzeugung aufdrängen, wie die Krisis für die