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Der Abschluss der deutschen Münzreform / von Karl Helfferich
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Schrift:Die neueste Silberkrisis und unser Münzwesen" (1894)sich folgendermafsen äufserte:

Die blofse Erhaltung des Status quo, wie seit anderthalbJahrzehnten, ist keine richtige Politik für uns. Wir stehen nunvor dem Entweder Oder: entweder rücksichtslos auf weitereKosten .... alles zu thun, um endlich aus unserer mangelhaften

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hinkenden" Goldwährung herauszukommen oder unsererseitsmit den interessirten und bereitwilligen Staaten zu internationalenVereinbarungen über die Währungs-, Münzverhältnisse und dasWerthverhältnifs von Gold und Silber die Hand zu bieten . . . ."

Die Aussichtslosigkeit aller internationalen bimetallistischenVereinbarungen ist inzwischen durch den Gang der Dinge sodurchschlagend dargethan worden, dafs wir vor diesem Entweder-Oder nicht mehr stehen. Nachdem die ganze Welt aus demSchiffbruch des bimetallistischen Gedankens die Konsequenzen ge-zogen hat, nachdem ehemalige Silberländer wie Indien und Japan deu Uebergang zur Goldwährung in Angriff genommen oder garschon durchgeführt haben, nachdem sogar Rufsland zur reinen Gold-währung übergegangen ist, bleibt uns in Deutschland überhauptkeine Wahl mehr, als entweder in der hinkenden Goldwährungstecken zu bleiben, oder endlich mit der Durchführung der reinenGoldwährung Ernst zu machen, sogar wenn ihre Durchführungnicht ohne Verlust, sondern nur mit erheblichen finanziellenOpfern zu bewirken wäre. Man muthet auch den Anhängern desBimetallismus kein Opfer ihrer Ueberzeugung zu, wenn mau sieauffordert, sich in dieser Frage einfach auf den Boden der ge-gebenen Verhältnisse zu stellen und, wenn sie das nach ihrer An-sicht Beste nicht erreichen können, doch wenigstens nicht dieeinzige nach Lage der Dinge erreichbare Verbesserung unsererMünzverhältnisse abzulehnen. DiePolitik des Abwartens", welchegewisse bimetallistische Fanatiker gegen die geplante Reform aus-spielen möchten, hat nach den Ereignissen der letzten Jahrekeinen Sinn mehr. Wer jetzt noch den Sieg des Bimetallismusabwarten will, den ist man wirklich versucht an ein zwar unhöf-liches aber wahres Sprichwort zu erinnern, das besagt:Hoffenund Harren, macht manchen zum Narren." In Wirklichkeit je-doch scheint es den Vertretern dieser Politik nur darum zu thunzu sein, einen Fehler unserer Geldverfassung, mit dessen uach-theiligen Wirkungen sich bequem agitireu läfst, künstlich zu er-