fundenen Fehltritt gesteht, um ihren Sohn von dem Druck derDrohung einer krankhaften Erblichkeit zu befreien und dasHindernis zu beseitigen, das den Sohn von einem jungen Mäd-chen trennt, das er liebt. Kein Zweifel über diesen Punkt. Aberdie Forschung nach dem Plagiat führt immer weiter, als manglaubt und als man will. Diese Situation, für deren alleinigenEigentümer sich Maurice Montegut in gutem Glauben hielt, hatman in einer Novelle von Armand du Pontmartinwiedergefunden, deren Titel ich nicht kenne; in der „Verhäng-nisvollen Erbschaft" von Jules Dornay, im „Letzten Her-zog von Hallali" von Xaver Montepin und in einemRoman von Georges Prade 1."
Man braucht sich über das höchst eigenartige Zusammen-treffen nicht zu verwundern. Es handelt sich hier um die be-kannte Duplizität der Fälle, wie sie in der Welt-literatur zuweilen vorkommen. So weist z. B. LudwigGeiger 7 ) u. a. auf die auffällige Ähnlichkeit von AdolfWilbrandts „Natalie" und Paul Lindaus „Johannis-trieb" hin. Beide Bühnenstücke erschienen fast zur gleichenZeit, und trotzdem lag kein Plagiat vor. A. Ludwig 8 ) er-wähnt weiterhin, daß ein Roman der Engländerin B e 11 o cL o w n d e s aus dem Jahre 1914 mit einer 1912 erschienenenNovelle Anselma Heines, ein Werk Conan Doyles mit einem solchen von J. H. R o s n y sich merkwürdig be-rühren. Er hätte noch darauf hinweisen können, daß auchGerhart Hauptmanns Roman „Phantom " mit KurtM ü n z e r s gleichnamigem Roman Übereinstimmungen auf-weist. Gewisse Stoffe und Ideen liegen eben in der Luft, siewarten auf die bildende Hand des Künstlers, und wenn sich beider Bearbeitung ab und zu dann seltsame Ähnlichkeiten auf-zeigen lassen, so liegt dies vielfach und in erster Linie in derEigenart des Stoffes begründet.
') Die Duplizität literarischer Ereignisse, in: Das literarische Echo,20. Jhrg., 1917, Heft 17, Sp. 1023—1030.
8 ) Vom literarischen Zufall, in: Das literarische Echo, 19. Jhrg. 1916,Heft 20, Sp. 1231 ff.
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