Spielerin Wanda Ursyn Döbbeke ein Filmszenariumeingesandt, dessen Handlung genau, sowohl in der Schilderungwie im szenischen Aufbau dem später von Fritz Lang gedrehtenFilm „Metropolis" entsprechen sollte. Frau Döbbeke hattedaraufhin Thea von Harbou, die als Autorin des „Metropolis "-Films zeichnete, öffentlich des Plagiats bezichtigt und Schaden-ersatzklage angestrengt. Sie wurde jedoch damit abgewiesen,da Fritz Lang als Zeuge erklärte, er „könne sich nicht erinnern",jemals von Frau Döbbeke ein Filmmanuskript erhalten zuhaben, und weil auch der Anspruch der Klägerin in derZwischenzeit verjährt war.
Kaum war dieser Fall vergessen, als man wiederum fest-gestellt haben wollte, daß auch der ebenfalls von Thea vonHarbou verfaßte und von Fritz Lang inszenierte Großfilm„Frau im Mond" im hohen Grade plagiatsverdächtig sei. DieHandlung des Films soll nämlich, bis in kleinste Nüancen hin-ein, genau derjenigen eines von dem polnischen SchriftstellerJersy Zulawsky verfaßten Romans „Auf silbernen Ge-filden", der in deutscher Übersetzung im Drei-Masken-Verlagzu München erschienen war, entsprechen. Die Übereinstimmungin der Ausgestaltung beider Werke ist nach Zeitungsberichtengeradezu frappant. Die handelnden Personen sind unschwerwiederzuerkennen, und einzelne Szenen sollen sich in Gestal-tung und Bühnenbild aufs Haar gleichen 97 ).
Und was für die Literatur und den Film gilt, behält natürlichauch für die anderen Gebiete geistigen Schaffens seine Richtig-keit. So kennt beispielsweise auch die Musik Übereinstim-mungen, die Antipathie zu Plagiaten stempeln kann. Der Hagel-chor in Händeis „Israel in Ägypten" ist zum Teil die Kopieeiner Kirchenkomposition Stradellas. Mehrere Themender Pastoralsymphonie Beethovens sind als kroatischeVolkslieder aufgedeckt. Wenn weiterhin Hans Sachs beiRichard Wagner in den „Meistersingern " sagt:
97 ) Das kleine Journal v. 21./27. 6. 1929 und Bresl. Neueste Nachrichtenv. 23. 2. 1929.
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