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Meister des Plagiats oder die Kunst der Abschriftstellerei / Paul Englisch
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Mein Freund! In holder Jugendzeit,Wenn uns von mächtigen Triebenzum seVgen ersten LiebenDie Brust sich schwellet hoch und weit,

so hören wir dazu die populäre Melodie aus der Ouvertürezu denLustigen Weibern von Windsor " von Nicolai 98 ).

Das ,,Salome"-Thema von Richard Strauß zeigt einedeutliche Ähnlichkeit mit Tschaikowskys Pathetique",letzter Satz. DasElectra"-Motiv finden wir bereits in einemStreichquartett von Dvorak , sein Wiegenlied aus derDomestica" in Felix von MendelssohnsLieder ohneWorte", seinen Walzer aus demRosenkavalier" bei JosephStrauß .

Der Musiker, der Komponist, hat es ja viel schwerer, demVerdacht eines Plagiats zu entgehen, weil die einmal gehörtenMelodien unter der Schwelle des Bewußtseins lange Zeit ver-borgen bleiben können, um eines schönen Tages dem schaffendenKünstler wieder im Ohr zu klingen, so daß er, ohne sich dessenbewußt zu werden, die früher einmal vernommenen und jetztwieder aufgetauchten Melodien als eigene ansieht und sie inseine Kompositionen verwebt. Die daraus zufließendenTan-tiemen" könnte man dann zutreffend mitFinderlohn" ver-deutschen. Vor längerer Zeit brachte die ZeitschriftMusik füralle" fast in jeder Nummer Parallelen zu bekannten Motiven,wobei es sich zeigte, daß selbst bei den hervorragendsten Namendie Böswilligkeit den Vorwurf des Plagiats hätte erhebenkönnen. Und doch erklärte sich die Übereinstimmung, wie obenangedeutet, sehr einfach. Auf einem anderen Felde liegt natür-lich die zeitgenössische Ausschlachtung erfolgreicher Operettenoder Opern durch Komponisten zweiten Ranges, deren Phan-tasie weniger reiche Früchte trägt, und für die der französischeRechtsgrundsatzLa recherche de la paternite est defendue"eigens geschaffen zu sein scheint. So soll der Foxtrott-SchlagerWas machst du mit dem Knie, lieber Hans" dem Schlußsatz

98 ) Stemplinger a. a. O. S. 280.

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