arbeiten. Das ist ein leicht festzustellendes Kennzeichen seinerBilder, weil noch nicht einmal seine Kopisten diese Schattenrichtig setzen können....
Sehen Sie, van Dyck konnte unmöglich ein Bild genau somalen, wie es Rubens tat. Und Rubens wiederum hätte nie-mals malen können wie van Dyck. So sehr es jeder auch ver-sucht hätte. Und so hat jeder seine Eigenarten, die auch derbeste Kopist nicht wiederholen kann. Für einen geschultenExperten ist es also nicht sehr schwierig, festzustellen, vonwem dieser beiden ein Bild ist.
Das gleiche gilt von jeder anderen Art von Kunst oder Kunst-gewerbe. Aus Hunderten von Details kann man einen sicherenSchluß auf den Schöpfer des Werkes ziehen. Jedes StückKunst zeigt das Charakteristikum und die Persönlichkeit desMeisters, der es geschaffen hat."
Diese Ausführungen stehen zwar in einem Kriminalroman 111 }.Allein sie besitzen trotzdem Allgemeingültigkeit.
In der Literatur wird das Ehebruchsmotiv, das der unglück-lichen Liebe, der Kampf des schwachen Menschen gegen Schick-salsgewalten usw. seit Olims Zeiten in der alten und neuenWelt abgehandelt, und niemandem würde es einfallen, hier voneinem Plagiat zu reden, weil eben die Behandlung, die Art, wieder einzelne Autor das vorhandene Rohmaterial bildet, denBeweis liefert, ob er genügend eigene Gestaltungskraft aufbringtoder ob er das Handwerkzeug anderer Autoren sich gegenderen Willen ausleihen muß, um den Eindruck eines Könnerszu erwecken. Hier gilt Goethes verständnisvolles Wort,der das Aufspüren von Quellen, wenn es zu dem Zwecke ge-schieht, um hämisch darauf mit Fingern zu weisen, als sehrlächerlich bezeichnet. „Man könnte ebensogut einen wohl-genährten Mann nach den Ochsen, Schafen und Schweinenfragen, die er gegessen und die ihm Kräfte gegeben. Wirbringen wohl Fähigkeiten mit, aber unsere Entwicklung ver-danken wir tausend Einwirkungen einer großen Welt, aus der
*") Leonhard Falkner, Ballinger hat seine eigene Methode, Berlin , Ull-stein, S. 72/73.
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