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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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deutschen Staatswesens sprechen. Tiefere Einsicht von ihnen verlangen,hieße doch eigentlich nichts Anderes als ihnen zumuthen, daß sie dieGeschichte aller deutschen Provinzen und sogar vieler einzelnen Städtein vergangenen Jahrhunderten klar vor Augen hätten. Denn ohneentweder diese Vorzeit zu kennen oder als Ersatz den wirklichen That-bestand unmittelbar vor Augen zu haben, ist doch wahrlich kein Ein-blick in unsere Territorialverhältnisse zu erlangen, deren Einzelheitenselbst bei uns zu Hause dem weiteren Kreise der Gebildeten durchausnicht in allen Punkten geläufig sind. Wie viele Deutsche aber wür-den bestehen, wollte man ihnen Auskunft über die Staats- und Pro-vinzialversassung Frankreichs vor achtzig Jahren, 'oder über die De-partemental-Eintheilung des heutigen Kaiserthums abverlangen? Wieviele französische Städte und Bezirke sind den Zöglingen unsrer Uni-versitäten ihrer Lage und Bedeutung nach unbekannt, die in jederHinsicht den Vorrang vor einer deutschen Residenz oder einem deut-schen Fürstenthum beanspruchen können! Rechnet man dazu noch, daßwir selbst den abenteuerlichen Wirrwarr der Unterscheidungen zwischenDeutschen und Deutschen so lange in Demuth ertragen haben, janoch heute, unter Umständen sogar, herauskehren, so dürfenwir uns doch vollends weder belustigen noch verwundern, wenn diegroße Masse der Franzosen zwischen Preußen und Deutschen undVatern und Oesterreichern und Hannoveranern und Sachsen hin undher tappt und mit diesen verschiedenen Namen die Vorstellungen ver-schiedener Selbstständigkeiten verbindet. Dient die Theorie dieser