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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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LIV
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Vorstellung unserer hundertjährigen Verächter nicht so sehr wie von ver-blendetem, als wie von lieblosem und unbilligem Stolz erfüllt dazustehen.

Nicht Alles ist unbegründet an dieser Anklage. Scheinbar oderin Wirklichkeit ihr Nahrung zu geben, Beides kann den Deutschennur zu äußerem und innerem Schaden gereichen, nicht blos im Ver-hältniß zu ihren Nachbaren sondern auch im Verhältniß zu ihreneigenen Zuständen und Aufgaben. Vortrefflich sagt ein deutscherSchriftsteller*) über das Verhältniß beider Völker zu einander:

Man kann die ästhetische, die politische und in gewissem Be-tracht selbst die sittliche Bildung eines Menschen ziemlich sicher nachder Art und Weise beurtheilen, wie er über Frankreich denkt. Denkter hochmüthig, geringschätzig, wegwerfend, so ist er im günstigstenFalle roh und unwissend; und spricht in seinem Urtheil wohl garder Haß sich aus, so ist es wohlgethan, vor ihm auch auf der Hutzu sein. Selbst gebildete und gute Menschen zeigen einen Mangel,wenn sie zu Frankreich gar kein Verhältniß haben. Wem die Ge-schichte, Literatur und besonders die wundervolle Sprache der Fran-zosen ganz unbekannt sind, wer keine Ahnung hat von der unendlichmannigfaltigen Anmuth, der sie immer und immer wieder schmücken-den Convention, bei dem sind Härte und Formlosigkeit hier oder dortganz sicher anzutreffen, der gehört zu der Klasse derjenigen, die ankeine Wahrheit glauben, wenn sie nicht hart und formlos an sie

*) Der zu früh verstorbene Karl Stahr in einem Aufsätze derDeutschenJahrbücher für Literatur und Politik."