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nungsaustausch endlich erklärt „daß er mit seinem Loose zufrieden sei undnichts weiter verlange, als die Stellung zu behalten, zu der die Vorsehungsein Haus erhoben habe". In dieser Antwort finden sich die bei-den Elemente wieder, die sowohl den Menschen wie die ganze Lagebezeichnen: begründetes Mißtrauen gegen alle Lockungen eines ge-fährlichen Versuchers, und Widerwillen gegen jeden irgend gewagtenSchritt, besonders wenn er von ferne mit einem revolutionären Ur-sprung zusammenhing. Ein Regent, welcher den Trieb zu großenDingen in sich gespürt, hätte wohl dieser Versuchung nicht so nüch-tern widerstanden, und der ganze, selbstbefriedigt trockne Ton, mitdem diese Enthaltsamkeit hier auftritt, sieht dem innern Wesen Frie-drich Wilhelm's III. zu ähnlich, als daß wir einzig und allein inseiner Vorsicht und nicht auch in seinem Mangel an Thatendrangdie Erklärung suchen müßten. Wäre das Mißtrauen gegen Napoleon das alleinige Motiv der Zurückweisung gewesen, so hätte man wäh-rend des Krieges von 1805 auf 1806 nicht zwischen Oesterreich undFrankreich , zwischen Einverständniß und Widerstand, zwischen einerPolitik kleiner Kunstgriffe und einer Politik der sittlichen Entrüstunghin- und hergeschwankt, vor Allem darauf bedacht, sich der neuenErwerbung des Kurfürstenthums Hannover zu versichern.
Endlich kam das Jahr 1806. Frankreich machte, nachdem derRheinbund hergestellt war und Kaiser Franz II. die deutsche Kaiser-krone niedergelegt hatte, Preußen aufs Neue den Vorschlag, sich andie Spitze eines norddeutschen Bundes zu stellen. Am 22. Juli 1806,unmittelbar nach der Unterzeichnung des Rheinbunds, sandte Talley-rand an Lasorest, den französischen Gesandten in Berlin , die Abschriftder Gründungsakte, welche er mit folgender Erläuterung begleitete:„Für Preußen ist der Augenblick gekommen, eine so günstige Gele-genheit zu benutzen, um seine Stellung zu vergrößern und zu befesti-gen; es wird den Kaiser Napoleon geneigt finden, seine Ansichten