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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Glücklicherweise wurden diese Maßregeln, welche Deutschland viel zuweit in die streitige Angelegenheit hineingezogen hätten, von Oester-reich nicht genehmigt. Es sandte den Fürsten Windischgrätz mit derErklärung nach Berlin, daß es sich für Preußen weder um eine Ver-mittlung noch um den Oberbefehl handle; daß es dagegen seinePflicht sei, an der Seite Oesterreichs ins Feld zu ziehen, welches nichtdaran dächte, so fügte er hinzu, auch nur ein einziges lombardischesDorf auszugeben. Alle diese Quer- und Kreuz-Züge, die niit der-selben Schnelligkeit wie die Ereignisse aufeinander folgten, spannensich rasch so fort bis sie mit der Schlacht von Solferino zusammen-geriethen, und während der österreichische Unterhändler Preußen zurBeschleunigung seiner Kriegserklärung an Frankreich drängte undnach Verona telegraphirte, daß die Allianz sicher sei und daß mannicht Frieden schließen solle, hatte sich bereits der Kaiser Franz JosephNapoleon in die Arme geworfen und den Frieden von Villafrankaunterzeichnet.

Die Besorgniß, Preußen möchte dazu kommen, anders denn alsVasall aufzutreten; die, der wankelmüthigen und überklugen Politikdes Berliner Hofes gegenüber wohl verzeihliche, Furcht, selbst zwischenThür und Angel zu gerathen, wenn es sich mit ihm zu einem Kampfegegen Frankreich verbände, hatten Oesterreich dazu vermocht, sichschleunigst mit Letzterem auszusöhnen. Es zog den Frieden aus derHand Napoleons III. vor, wie es neuerdings vorgezogen hat, Vene-tien in dessen Hände zu legen. Nun aber wandte es seinen Zorngegen Preußen. Ein von Schloß Laxenburg (25. Juli 1859) da-tirtes Manifest, klagte den Berliner Hof in den heftigsten Ausdrückenan, die Niederlage allein dadurch herbeigeführt zu haben, daß erseinen alten Alliirten feiger Weise im Stiche ließ. Ein österreichischesJournal fügte das naive Geständniß hinzu, daß Oesterreich lieberdrei Lombardeien verloren haben würde, als Preußen die Ge-