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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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das Berliner hergefallen war, hatten dieses letztere eher eingeschüch-tert als aufgestachelt.

Der Geist des Hofes und die schon bezeichneten Einflüsse wirk-ten zusammen, um eine Annäherung herbeizuführen, indem sie demdeutschen Patriotismus einige Scheingründe entlehnten, welche wäh-rend des Krieges einen tiefen Eindruck aus die öffentliche Meinunggemacht hatten. Die südlichen Alpenübergänge, sagte man, wärenzur Vertheidigung Deutschlands unerläßlich, und wenn man dieSchwächung Oesterreichs zugäbe, so wäre das, fügte man hinzu, nichtanders, als ob man sich den einen Arm abhauen lasse, vorbehaltlichden andern in dem ungleichen Kampf zu verlieren, den Frankreich nicht zögern würde in nächster Zukunft aufzunehmen.

So gestellt, hatte das Argument um so größere Aussicht durch-zudrängen, als es Frankreich damals wie seitdem nicht an übelberu-fenen Rathgebern fehlte, die eifrig darauf aus waren, die Frage derRheingrenze bei jeder Gelegenheit aufzufrischen. Gegen Ende Juli1860 hatte die Zusammenkunft der Souveräne von Oesterreich undPreußen in Teplitz , Anlaß zu zahlreichen Glossen über geheime Ab-sprachen gegeben, die den Zweck haben sollten, dem Habsburgischen Hauseden Besitz Venetiens zu garantiren. Den 22. August schrieb Herrv. Bismarck einen Brief aus Petersburg , in welchem er die Besorg-nisse aussprach, die jene Gerüchte in ihm erweckt hatten. Es heißt darin:

Der heimischen Politik bin ich gänzlich entrückt, da ich außerZeitungen fast nur amtliche Nachrichten erhalte, die den Untergrundder Dinge nicht bloslegen. Nach ihnen haben wir in Teplitz nichtsDefinitives versprochen, sondern unsre Leistungen für Oesterreich da-von abhängig gemacht, daß letzteres sein Wohlwollen für uns aufdem Gebiet deutscher Politik zunächst praktisch bewähre; nachdem diesgeschehen, werde es auf unsre Dankbarkeit rechnen können. Damitwäre ich sehr zufrieden; eine Hand wäscht die andere, und sehen wir