Druckschrift 
Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Entstehung
Seite
48
Einzelbild herunterladen
 
  

48

sich, als ein Stimulans auf den politischen Sinn zu wirken); er hatteseine Ansichten auseinandergesetzt und Eindruck gemacht. Alle Die-jenigen, welche einmal Gelegenheit gehabt haben sich mit Herrn vonVismarck vertraulich zu unterhalten, erkennen ihm jene, den höherangelegten Menschen und besonders Staatsmännern eigenthümlicheGabe zu, in solchem Zwiegespräch den Sinn des Hörers in den Zauberkreisihrer geistigen Uebermacht und zwingenden Liebenswürdigkeit zu bannen.Man denke sich nun einen Mann von Bismarcks Beruf und Geschick,überströmend von allen Betrachtungen, die ihn seit lange erfüllten,gegenüber dein Fürsten , dessen Mitwirkung zu gewinnen, es vorAllem galt. Der König blieb nicht taub, war aber auch nicht leichtgeneigt sich fortreißen zu lassen. Beim Beginn seiner Regentschafthatte er einer wohlfeilen Kaufs erworbenen Popularität genossen, undwie jeder Andere an ihr Geschmack gefunden. Die Königin hatte,während sie noch Prinzessin von Preußen war, stets sichtbare An-strengungen gemacht, die Sympathieen der Bürgerlichen durch jenekleinen Zuvorkommenheiten, die den Großen so gut vergolten wer-den, zu gewinnen. Vielleicht mußte man unter die eigenthümlichen,zu der ganzen Situation beitragenden Umstände auch den Zwischen-fall des Attentats zählen, dessen Opfer König Wilhelm in Baden-Baden beinahe geworden wäre. Der junge Oscar Becker hattegeglaubt, etwas Verdienstliches zu unternehmen, indem er versuchte,einen den Volkswünschen unzugänglichen Fürsten aus dem Wege zuräumen. Wer weiß, ob dieses verzweifelte Beginnen nicht Betrach-tungen in der Seele dessen hervorgerufen, welchen der überspannteJüngling zum Opfer ausersehen hatte? Die neuere Geschichte entsinntsich eines Falles, in dem Etwas von einem solchen inneren Zusam-menhang mitspielte. Endlich sogar war auch die ganze Atmosphäredes Landes, in welchem der Minister und der König einander be-gegneten, den Ideen des Neuerers hold. Die Bewohner des Groß-