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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
Entstehung
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herzogthums erfreuen sich länger als die der meisten deutschen Staa-ten des Genusses moderner politischer Freiheiten. Der Großherzog,des Königs Schwiegersohn, in der Zeit der schlimmsten Reaktion zur Re-gierung gelangt und anfänglich ihr vollständig zugethan, war inraschem Umschlag, wie kraft innerer Erleuchtung, zu freisinniger Ueber-zeugung gekommen, und von Stunde an der beliebteste, man könntesagen der weitestgehende Mann seines Landes geworden, der die Süßig-keiten einer wohlverdienten Popularität in vollen Zügen schlürfte.

Alles vereinigte sich somit, den Sinn des Königs den Plänenzukünftiger Größe, welche der Minister vor seinen Augen entrollte,zu erschließen. Indesseneilte er nur langsam" darauf einzugehen.Von wenigbiegsamem Geiste, erwachsen im strengsten Militärismus, stetsverfolgt vom Gespenste der Revolution, welches im Jahre 1848 ihmerschienen war, fühlte er wenig Beruf sich nach unbekannten Uferneinzuschiffen, an denen seiner, wie er ahnte, zu viel des Neuen war-tete. Schließlich forderte er Herrn von Bismarck aus, ihm ineiner Denkschrift den wesentlichen Inhalt ihrer Unterhaltung zu Pa-pier zu bringen. Am 18. September 1861 theilt derselbe einen kur-zen Auszug dieser Arbeit einem Freunde mit, indem er ihn vonStolpemünde aus mit einem Schreiben, nicht minder merkwürdig alsdie vorhergehenden, begleitet. Er betont vor Allem, wie wenig einrein couservatives Programm an der Zeit sei, welches die ZukunftPreußens in Deutschland dem unbändigen Souveränetäts-Schwindelder kleinen, von Hochmuth aufgeblasenen Fürsten zum Opfer bringe.Statt der Wuthausfälle gegen die deutsche Republik, in welcher sichdie reactionären Blätter ergehen, würde er lieber positiven Vorschlä-gen zu einer zweckmäßigen Umgestaltung der nationalen Organisationin ihren Spalten begegnen.Wir brauchen eine straffere Konsolida-tion der deutschen Wehrkraft so nöthig wie das tägliche Brod, wirbedürfen einer neuen und bildsamen Einrichtung auf dem Gebiete des