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von 1813 hervorgegangen Institut der Landwehr zu unterdrücken;ihr zufolge handelte es sich nur darum, das bürgerliche Element demmilitärischen zu opfern und die Offiziersstellen, die altgewohnten Zu-fluchtsstätten der Söhne des Adels, zu vermehren. Niemand sah inWirklichkeit eine kriegerische Absicht darin. Die Kammer verwarf dasBudget, welches die nöthigen Mittel zur Durchführung dieser Neue-rung gestatten sollte. Es erfolgte daraus, am 6. März 1862 einejener, seitdem noch oft und immer mit demselben Resultat wiederhol-ten, Landtags-Auflösungen. Zu gleicher Zeit wurden die Minister,welchen noch die letzten schwachen Spuren liberaler Anwandlungenaus der Zeit der Regentschaft anhafteten, durch ein Kabinet ersetzt,welches fest entschlossen war, dem was man in der Hofsprache diekönigliche Prärogative nennt, zum Siege zu verhelfen.
Der König erinnerte sich der Ueberlegenheit und der unter-nehmungslustigen Thatkraft, die er an Herrn von Bismarck zubeobachten Gelegenheit gehabt, berief ihn aus Petersburg herbei undbot ihm den Eintritt ins Ministerium an. Indessen lehnte dieser' fürsErste ab. Die Einen geben als Grund dafür an, daß er sich nichtHerrn von der Heydt habe unterordnen wollen, einer einflußreichenPersönlichkeit, welche die letzte Krisis überdauert hatte. Die Andernvermuthen, und zwar allem Anschein nach mit mehr Grund, daß dervorsichtige Rechner, bevor er seine großen Entwürfe in Angriff nahm,das Bedürfniß fühlte, die Gesinnungen des Tuilerien-Hoses aus derNähe zu erforschen und sich dessen Mitwirkung für den eintretendenFall zu sichern. Schon zur Zeit seiner Gesandtschaft in Rußland hatte er sich vorübergehend in Paris aufgehalten und große Neigungverrathen, innigere Beziehungen zur französischen Diplomatie anzu-knüpfen. Aber das den Versuchungen einer regsameren Politik wenigzugängliche Ministerium Schleinitz hatte, dem verwegenen Charakterdes Mannes mißtrauend, ihm in dürren Worten zu verstehen gege-