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beirren lasse. Ich habe den Grafen Karolyi gebeten, den Inhaltder vorstehend angedeuteten Unterredung mit möglichster Genauigkeit,wenn auch aus vertraulichem Wege zur Kenntniß des Grafen Rech-berg zu bringen, indem ich die Ueberzeugung aussprach, daß dieSchäden unserer gegenseitigen Beziehungen nur durch rückhaltsloseOffenheit zu heilen versucht werden könnten".
Einige Tage nachher, am 13. Dezember hatte Herr von Bis-marck eine zweite Unterredung mit demselben Diplomaten. Indemwir die bei dieser Gelegenheit gewechselten Worte prüfen, können wirnicht umhin zu bemerken, daß schon im Ansang des Jahres 1863Deutschland, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, nur nochum Haaresbreite von der End-Katastrophe entfernt war, die damalsnur allein durch den Tod des Königs von Dänemarck und den Schles-wig'schen Krieg vertagt wurde. Herr von Bismarck suchte denGrafen Karolyi auf und bemerkte ihm, daß nach den Depeschenseines Gesandten in Frankfurt zu schließen, die Dinge bei dem Bun-destage eine sehr ernste Wendung nähmen.
„Ich verhehlte dem Grafen Karolyi nicht", so reserirt er indem erwähnten Rundschreiben vom 24. Januar 1863, „daß dasweitere Vorschreiten der Majorität auf einer von uns für verfassungs-widrig erkannten Bahn uns in eine unangenehme Stellung bringe,daß wir in den Consequenzen desselben den Bruch des Bundes vor-aussähen, daß Herr von Usedom über diese unsere Auffassung demHerrn von Kübeck und dem Freiherrn von der Pfordten kaumZweifel gelassen, auf seine Andeutungen aber Antworten erhaltenhabe, die auf kein Verlangen nach Ausgleichung schließen ließen,indem Freiherr von der Pfordten auf beschleunigte Abgabe un-seres Minoritätsvotums dränge.
„Ich bemerkte hiergegen, daß unter solchen Umständen das Ge-fühl der eigenen Würde uns nicht gestatte, dem von der anderen