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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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heitlichen Bestrebungen des Herrn von Bisnrarck zu durchkreuzen.Der Mangel an ernster Absicht in dieser sein sollenden Reform warso augenscheinlich, daß ihr Niemand ins Netz ging, wenn nicht etwadiejenigen, welche sie ausgesonnen hatten. Das Ganze lief auf denVorschlag hinaus, versuchsweise eine aus Delegirten der Kammernder verschiedenen Staaten gebildete Versammlung zu berufen, umüber einige Gegenstände der bürgerlichen Gesetzgebung mit blos be-rathender Stimme zu verhandeln. Das hieß Herrn von Bisnrarckgewonnenes Spiel geben, und er nahm auch alsbald den Vortheilwahr, seine Gegner platt zu schlagen, indem er ihrer armseligenSpottgeburt von Verfassung ein ganz andere Kühnheit athmendesProgramm entgegenstellte. In einer motivirten Stimmabgabe vorn28. Januar 1863 drang sein Gesandter beini Bundestage auf ernst-hafte Reformen, namentlich auf die Berufung eines wirklichen deut-schen Parlaments. Unter diesen Bedingungen sicherte er die Mit-wirkung Preußens zu. Aber wenn die Mehrheit Miene mache, ihmhalbe Maßregeln aufzuzwingen, so würde er die Autorität des Bun-destags nicht länger anerkennen.

Diese Drohungen brachten die Majorität in's Wanken. Diedeutschen Regierungen, immer glücklich, in das süße Behagen ihrerhergebrachten Unthätigkeit zurück zu sinken, opferten ohne viel Kum-mer ihre resormatorischen Anwandlungen auf dem Altare der Ein-tracht. Nach alter Gewohnheit gaben Hannover und Hessen zuerstdas Zeichen zum Ausreißen. Aber Oesterreich hielt sich noch nichtfür geschlagen. Seit es die Lombardei verloren und sich in Venedigbedroht sah, hatte es sich mehr als je in den Kopf gesetzt, daß seinHeil von der Oberherrschaft in Deutschland abhänge. Nachdem esgemerkt, daß das Delegirtenprojekt an seiner Unzulänglichkeit geschei-tert war, sann es daraus, Deutschland durch etwas Großartiges undnie Dagewesenes in Erstaunen zu setzen. Wenn ihr Geist einen