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ebenso hohen Flug hätte nehmen können, wie ihre Pläne, so hättedie österreichische Monarchie diesen Moment leicht ergreifen können,um sich der edlen Rolle zu bemächtigen. Denn des Herrn von Bis-marck Verkündigungen hatte Niemand ernst genommen. Die derVolksvertretung und der Nationalität geltenden Betheuerungen einesMinisters, welcher sein Land mit einer Willkür ohne Gleichen miß-handelte, wurden wie bittere Verhöhnung angesehen. Ein Oesterreich,das sich beherzt der Tradition von 1849 bemächtigt, ohne Umschweifeein Parlament auf der Grundlage der Frankfurter Reichsverfassnngzusammenberusen, und die Fürsten genöthigt hätte, sich der Autoritätder nationalen Einheit unterzuordnen, würde wenigstens einigeAussicht auf Erfolg gehabt haben.
Anstatt so zu handeln, vermeinte es, daß die vorausgegangeneDelegirten-Komödie nur in Folge unzureichender Ausstattung seitensdes Unternehmers ihre Wirkung verfehlt habe. Den Glanz desSchauspiels zu erhöhen, das schien ihm Alles, was nach Lage derDinge geboten war. Oesterreich hielt es für einen Geniestreich, inFrankfurt einen Fürsten -Congreß zu versammeln, bei welchem sämmt-liche gekrönte Häupter Deutschlands in Person erscheinen sollten, umallda die Rolle der Väter des Vaterlandes zu spielen. Einem solchendramatischen Knall-Effect würde gewiß das Publikum nicht wider-stehen können. Es hatte für dieses Programm nicht allein die Zu-stimmung aller kleinen Fürsten, die immer bereit sind zu Paradenund sonstigem Zeitvertreib, sondern auch die Mitwirkung einer Klassevon Politikern, welche Dank dem Einflüsse Oesterreichs selbst und ihrerGeistesverwandtschaft mit seinen Koryphäen, bei einigen fürstlichenRegierungen zu Ministerposten und, man wüßte kaum zu sagen warum,in den Ruf von Staatsmännern gekommen waren.
Alle diese Leute, welche sich für so klug und überlegen hielten,waren also übereingekommen, aus den Augusttagen 1863 das