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Meisterstück einer blendenden und berauschenden Festseierlichkeit zumachen. Da gab es nun in Frankfurt nichts als prächtige Auffahr-ten, feierliche Einzüge, Standreden, Uniformen, Karossen, Majestä-ten, Hoheiten und Durchlauchten, Alles auf solche Weise herausstaf-firt, daß so viel als möglich die Erinnerungen an die Kaiserkrönun-gen der guten alten Zeit heraufbeschworen wurde. Zur Ehre des Publi-kums muß gesagt werden, daß die Zuschauer-Galerie in einer groß-artigen Theilnahmlosigkeit verharrte. Angesichts aller dieser großenHerren mit ihrem Gefolge vergoldeter Lakaien, konnte der Bürgernicht umhin, ihrer kläglichen Vergangenheit zu gedenken, und trotzder Antipathieen, die sich Preußen zugezogen hatte, ließ sich Niemanddurch die von seinen Gegnern in's Werk gesetzten hohlen Demon-strationen narren.
In der Hauptsache war der dem Congreß vorgelegte Reorga-nisationsplan nichts anderes als das alte Delegirtenprojekt, nur neuangestrichen und frisch vergoldet. Die sichtbarste Verschönerung be-stand in der Einsetzung einer österreichischen Präsidentschaft, mitmehreren aus den anderen Fürsten gewählten Direktoren verziert.Der König von Preußen war der letzte zu dieser Versammlung ein-geladen worden, vier Tage nach den andern Fürsten . Herr vonBismarck antwortete, daß Vorschläge dieser Art nothwendig nähergeprüft werden müßten, und daß man eine Zusammenkunft für denMonat Oktober annehmen würde; daß auf diese Weise der KönigZeit hätte, die verschiedenen Artikel mit seinen Ministern vorzube-rathen. Aber der Congreß ging darüber hinweg und nahm in einemZuge, nach einer summarischen Verhandlung den ganzen österreichischenEntwurf an; es wurde eine Note an Preußen gerichtet, die ihm an-heim stellte, entweder beizutreten, oder sich von der neuen Organi-sation ausgeschlossen zu sehen. Am 15. September antwortete Preu-ßen mit einer Ablehnung, deren Argumente der Unzulänglichkeit der