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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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dieser zu seinen Füßen lag, wandte" er "sich gegen den Anderen.Zu wiederholten Malen hatte er das Zurechtbestehen besagten Ver-trages anerkannt, was ihn jedoch nicht hinderte, sich in dem gege-benen Momente dessen zu entledigen. Am 15. Mai 1864 erklärteer, daß er sich nicht länger durch den Vertrag von 1852 gegen Dä-nemark gebunden betrachte, weil diese Macht den Vertrag selbst ge-brochen, und die Vortheile desselben daher nicht mehr für sich inAnspruch nehmen könne.

Einen Tag nach dieser offiziellen Erklärung, am 16. Mai 1864,gestand er in einem an einen Freund gerichteten Briefe, daß dieRechtsfrage nur ein Vorwand sei, um auf eine oder die andere Weisezu der Einverleibung der Herzogthümer zu gelangen. Der ins con-servative Lager gehörende Freund war über den Adreßentwurf derpreußischen Kammer, welche sich kräftig gegen Dänemark aussprach,erschrocken gewesen. Herr von Bismarck antwortet ihm:

Ich begreife Ihre Bedenken gegen die Adresse, welche nichts-destoweniger, meiner Ansicht nach, uns einen Dienst erzeigt, indemsie einen gewissen Druck auf den Gang der diplomatischen Handlun-gen ausübt. Ich kann mich allerdings darin täuschen, denn je län-ger ich in der Politik arbeite, desto geringer wird mein Glaube anmenschliches Rechnen, und wenn Sie ein innerliches Widerstrebenfühlen, so rede ich um so weniger zu, als ich gern mit gutem Ge-wissen möchte behaupten können, daß es keine von der Regierunggemachte Stimmung ist, die sich darin wiederspiegelt. Die augenblick-liche Lage ist aber so geartet, daß es mir zweckdienlich scheint, gegendas Dänenthum auf der Conferenz alle Hunde loszulassen, welchebellen wollen (verzeihen Sie diesen Jägervergleich); das gesammteGeläut der Meute wirkt dahin zusammen, daß die Unterwerfung derHerzogthümer unter Dänemark den Ausländern unmöglich erscheintund daß Letztere genöthigt werden, Programme in Betracht zu ziehen,