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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Augenblick auch den Minister des Innern in seiner Stellung unleugbarerschüttert zu haben, und bei derselben Gelegenheit kam die Spaltungzwischen Herrn v. Bism ar ck und der ganzen ultraconservativen Par-thei sichtbarer Weise zu Tage. Außer diesen Thatsachen von gewisserTragweite könnten wir noch manche andere von geringerer Wichtig-keit aber gleicher Bedeutung anführen, um zu zeigen, daß die, Herrnvon Bismarck durch die reaktionäre Umgebung des Hofes ge-schaffenen, Schwierigkeiten nicht blos in der Einbildung bestehen, daßder bei jeder Gelegenheit in seinen vertraulichen Unterredungen wieder-kehrenden Versicherung etwas Wahres zu Grunde liegt: es stehe seineMacht im Innern in gar keinem Verhältniß zu seiner Rolle in dergroßen Politik.

Soll damit gesagt sein, daß inmitten eines feudalen Hofes undunter einem noch immer mehr oder weniger persönlichen RegimentHerr von Bismarck die Gerechtigkeit oder die Freiheit vertritt?Nach allem Gesagten scheint es überflüssig, sich gegen den Verdachteines solchen Paradoxons zu vertheidigen. Ueberdies ist es in derGeschichte wie im Romane besser am Platz, die Personen handelndauftreten zu lassen als sie begrifflich auseinanderzulegen. Es handeltsich nur darum, sie nahe und von allen Seiten zu beleuchten, damitsie selbst sich die Mühe geben sich zu zergliedern. Herr von Bis-marck eignet sich um so mehr zu dieser Behandlungsweise als ernichts von jenem Schauspielerwesen in sich hat, dem man so oft anhervorragenden politischen Menschen begegnet. Nicht etwa, daß manUrsache hätte, dem freimüthigen Auftreten, durch welches er sein Pu-blikum in Erstaunen zu setzen pflegt, einen blinden Glauben entge-genzubringen. Alle Diejenigen, welche mit ihm zu thun gehabt ha-ben, wissen vollkommen, was sie zu halten haben von jenen überra-schend vertraulichen Auslassungen, die, je nach Umständen, bald durchein Uebermaß von Offenheit, bald durch das Uebermaß des Gegen-

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