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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Der in Preußen vorn Jahre 1859 bis 1866 geführte Lerfassungskämpf der Kammer und des Landes gegen das Prinzip der absolu-ten Monarchie, bietet zum ersten Male das Schauspiel einer großenselbstständigen und ausdauernden Anstrengung, ganz dazu geeignet,die politische Erziehung der Nation zu fördern. Die Früchte dieserAnstrengungen sind trotz Herrn von Bism ar cks endlichem Triumphenicht verloren; die liberale Parthei kann sich mit gutem Recht einengroßen Theil der in Deutschland verwirklichten Fortschritte zuschrei-ben, die derjenige herbeigeführt hat, der ihr so hart mitspielte. Aberje greifbarer die aus der emsigen Arbeit der letzten Jahre gewonne-nen Resultate sind, desto mehr gehörten die Erfolge, auf welche sichdie Radikalen stützten, um von ihnen aus die revolutionäre Erhebungvon 1848 fortzusetzen, dem Reiche der Phantasie an. Trotz aller geisti-gen Fortschritte herrschte doch thatsächlich oben das persönliche Regi-ment, unten die stumpfe Theilnahmlosigkeit vor. Bei so bewandtenDingen schwankte Herr von Bism arck nicht lange, den ganzen Ein-satz seines Spiels aus das persönliche Regiment zu wagen.

Berechtigt dieses zu dem Schlüsse, daß sein Sieg nur der Siegdes militärischen Königthums sei? Das ist gerade der Irrthum der-jenigen, welche nur die äußerliche Verkettung der Dinge berücksichti-gen und zwischen dem Zweck und den Mitteln keinen Unterschiedmachen wollen. Wir wollen hier weder die berüchtigte These von derHeiligung der Mittel durch den Zweck, welche den Jesuiten vorgeworfenund von aller Welt befolgt wird, erörtern, noch die Frage, ob eindurch bedauerliche Mittel erlangter Sieg nicht auf lange Zeit in sei-nen Folgen noch die Spuren seines bedenklichen Ausgangspunktes ansich tragen wird. Es war von Anfang an nicht unsere Absicht, die Vor-theile oder Nachtheile der großen in Deutschland jüngst eingetretenenVeränderungen darzulegen, seither der Gegenstand so zahlreicherund lebhafter Meinungskämpfe sondern nur auf den Grund der