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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Theil am lichten Tagewerke der modernen Civilisation mit übernom-men? Schafft sie nicht ernstlich an ihrem politischen Weiterkommen?Ist sie eine träge geistlose Masse, die jeder fahrende Ritter der Legi-timität eines schönen Tages gegen ein in seiner Wiedergeburt be-griffenes Frankreich loslassen könnte?

Die Koalition selbst ist geschlagen worden wie sie es verdiente,und in jener Zeit war noch keine Rede weder von einem deutschen,noch von einem preußischen Volk. Und die preußische Monarchie hatFrankreich nur besiegt, als der moderne Genius des großen Friedrichdem schmählichen Regiments Ludwigs XV. , und als die natio-nale Erhebung dem unersättlichen Cäsarismus Napoleons I. gegen-über stand. Wenn jemals ein König von Preußen sich zu demWahnwitz verirren könnte, wieder einen Kreuzzug gegen die von Frank-reich entfaltete Fahne der Freiheit zu unternehmen, würde er vonAllem verlassen werden, was den Sieg zu geben vermag; er würdegeschlagen werden wie er es verdiente, wie das erste Mal und mehrnoch als das erste Mal. Die Fortschritte der Freiheit in Frankreich haben immer den liberalen Partheien in Deutschland Gewinn ge-bracht. Glaubt man, daß in Zukunft ein die reinere Lust seinesneuen Lebens in vollen Zügen athmendes Deutschland sich in einenlegitimistischen Kreuzzug hineinziehen ließe?

Der ewige Kampf der Völker gegen ihre Herren sollte vernünftigerWeise nur jedesmal seine Wahl treffen zwischen der Nothwendigkeitdieselben zu stürzen oder der Hoffnung sie zu erziehen. Dem Unterneh-men aber, sie durch verfassungsmäßige Zwangsanstalten, durch verbriefteEinschränkungen monarchischen Regiments zu bändigen, kann die Erfah-rung nur einen untergeordneten Werth zuerkennen. Da wo der Geist derRegierung im Zustande einer mehr oder weniger versteckten Empörunggegen die Autorität der öffentlichen Meinung verharrt; da wo die

Lenker des Staats sich unrechtmäßiger Weise in die Schranken einer

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