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scheu Daseins zu suchen. Die Majorität der deutschen Nation, welchein der Person ihrer Parlamente jetzt von den hochmögenden und ge-strengen Rathsherren der Volksparthei so übel ausgescholten wird,könnte diesen dieselbe Antwort geben, die jener Färber gab, welchem,da er an die Schranken vortrat und den Arm aufhob um zu schwö-ren, der Richter zuherrschte: „Zeuge, ziehen Sie Ihren Handschuhaus, —" „Richter, setzen Sie Ihre Brille auf!" — Wir können dieReaktion nicht los werden, wenn wir ausschließlich daran denken, siemit äußeren, rasch und vorübergehend wirkenden Mitteln zu vertrei-ben, wir müssen die inneren Säfte verändern. Und wir tragen nichtminder die leidige Konsequenz der deutschen Zustände darin, daß wiruns bequemen mußten, unsere Wiedergeburt unter den Auspizien despersönlichen Königthums anheben zu lassen, als darin, daß diesesUnternehmen in erster Linie mit dem Ausland abzurechnen hat, dessenMachtwort durch die innere Zerklüftung seit zweihundert Jahren beiuns einheimisch geworden war. Es liegt eine tiefe und berechtigteIronie auf unsere Zustände darin, daß der Minister, der sichnur Begabung für die auswärtige Politik zutraut, auch den Beruffür die Schaffung unserer Einheit in sich fühlte. Bleibt es darumnicht minder wahr, daß er die Rücksicht aufs Ausland weniger ängst-lich wahrzunehmen brauchte, wenn er mit mehr Beruf für die innereRechts- und Freiheitsentwickelung ausgestattet wäre, so wird schließ-lich immer und immer wieder doch die letzte uneinnehmbare Ver-schalung seiner Vertheidiger auf dem Hauptpunkt aushalten, daß ein