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Mann mit viel höherem Rechts- und Freiheitssinn niemals in dergegebenen, aus der gemeinsamen Verantwortlichkeit der deutschen Na-tion erwachsenen, preußischen Monarchie zu der Stellung und Gel-tung gekommen wäre, welche ihm erlaubte, den Bann des deutschenStaats-Elends zu durchbrechen.
An diese Betrachtung knüpft sich naturgemäß die Frage, ob die Er-fahrung eines Jahres nicht über einen hierher gehörigen delikaten Punktetwelches neue Licht verbreitet habe. Vermag der Geist des Fortschrittsfür die Behauptung, daß er in Herrn v. Bismarck's Herzen einenWinkel, wenn auch nur den bescheidensten, sein eigen nennen könne,neue Belege aufzubringen? Und damit eng zusammenhängend: hatinzwischen Etwas die Ansicht bewährt, daß er den Thrön und dessenUmgebung nicht blos zum Scheine zwischen sich und die liberalenDränger schiebe, daß Jene ihm nicht blos zum künstlichen Vorwandfür seine eigenen schlechtweg reaktionären Gelüste dienen? Bekannt-lich spielt sich der Krieg der Meinungen über diesen streitigen Punktnoch immer lebhaft weiter. Nachdem wir aus den Zügen der gro-ßen Ereignisse das was uns unparteiische Wahrheit schien, herausge-lesen, will uns aus dem Nachzittern der starken Erschütterung keine Be-wegung sichtbar werden, welche die früher gegebene Auffassung ausdem Gleichgewichte zu bringen im Stande wäre. Wir sehen stets den-selben Fährmann bald ein wenig nach links, bald ebensoviel oder etwasmehr nach rechts absteuern, wie Wind und Wellen und, weiß der Himmelnach Menschenart manchmal auch eigene Laune, es ihm eingeben. Viel-