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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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Eine Aeußerung, welche ihm nachträglich in den Mund gelegt wird,kommt dieser Deutung der Präger Vorgänge zu Hilfe. Von be-freundeter Seite zur Rede gestellt, soll er später einmal gesagt haben:Sehen Sie, wir hatten damals nach Königgrätz noch unsre schöneweiße Weste, ohne den kleinsten Fleck. Sollten wir uns der Chanceaussetzen, sie ohne Noth zu entstellen"? Diese lebhaft bildliche, scherz-hafte, zur Noth ein wenig frivol thuende Redewendung klingt genug-sam nach der uns bekannten Weise, um den Glauben an ihre Aecht-heit eher zu ermuntern. Und nachdem einmal die Erfahrung gezeigthatte, daß das Studium der kaiserlich französischen Politik auf dieProzedur des preußischen Staatsmannes nicht ohne Einfluß gewesen,hatte die Ansicht, daß bei dem Frieden von Nikolsburg die Erinne-rung an die Politik von Villafranka in Herrn von Bismarck'sGeist mitgewirkt, noch ein anderes nicht zu verachtendes Argumentauszuweisen. Auch Louis Napoleon war damals, neben vielen an-dern Rücksichten, durch die auf seine weiße Weste bestimmt worden.Aber freilich hatten die halbgelösten Fragen in Italien für ihn nichtausschließlich solche Schattenseiten, wie sie das deutsche Provisorium inden Augen des Siegers von Sadowa haben mußte. Fügen wir hiersogleich hinzu, daß die eben geschilderten Kritiker des Präger Friedensin der vortheilhasten Lage sind, die Richtigkeit ihrer Ansicht nichtmehr auf die Probe der Thatsachen stellen zu können. Wir sehenjetzt an den leibhaftigen Vorgängen recht gut die Uebelstände, welchedie Mäßigung des Siegers nach sich führte. Wer will sich ver-