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Herr von Bismarck : Aus dem Französischen übertragen von K. A. Von dem Verfasser durchgesehen und bis auf die neueste Zeit fortgesetzt / von Ludwig Bamberger, Mitglied des Zollparlaments
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densschluß ein großes Stück Nachgiebigkeit gegen den französischen Druck, aber der französische Druck selbst verdankte seine Kraft nurder von Italien gezeigten Schwäche. Denke man sich das Preußisch-Italienische Programm ebenso vollständig im Süden wie im Nordender Alpen durchgeführt, so konnte solcher Energie gegenüber kein Ein-spruch auskommen, und Napoleon fand in seinem eigenen Lande umso weniger Stützpunkte als die offene Mithineinziehung des liberalenElementes in Ungarn und in Rom wie die Erhebung Garibaldi's zueiner großen Rolle im Feldzug auch der deutschen Sache, statt ihrereinseitig militärisch-absolutistischen Physiognomie, aus welcher die Ge-hässigkeit so viel Kapital schlug, menschlich freie Züge aufgeprägt hätte.

Es würde uns zu weit von dem Gegenstand unserer Untersuchungentfernen, wenn wir auf die allerdings anziehende Frage eingehenwollten, ob von Seiten des Italienischen Oberfeldherrn nur militä-rische und nicht auch politische Sünden vorliegen. Ist es auch ge-wiß, daß er sich bei Custozza nicht schlagen lassen wollte, und wahr-scheinlich, daß er nach Custozza lieber seine Scharte ausgewetzt undsein Heer zu irgend etwas Nützlichem verwendet, als in gänzlicherRathlosigkeit still gelegen hätte, so stehen doch von der andern Seitezwei Punkte fest, welche auch dem Verdacht eines Mangels an be-harrlichem guten Willen Raum geben. Denn einmal ist ausgemacht,daß General Lamarmora, damals noch Ministerpräsident und kurzdaraus Oberfeldherr, das Usedomsche Projekt in seine Tasche gesteckthatte, ohne auch nur einem Einzigen seiner Kollegen davon Kenntniß