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Die wirthschaftliche Krisis / von Wilhelm Oechelhaeuser
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leiden natürlich ebenfalls unter dem Druck verminderten Consumsund Verkehrs.

Trotz alledem kann ein unbefangenes Urtheil nur zu der Ansichtgelangen, wie der Rückschlag auf eine solche Periode wirtschaft-licher Excesse, sich innerhalb des Gewerbe- und Verkehrslebens nochüber Erwarten milde vollzieht. Und wenn auch 140 von 250 indu-striellen Gesellschaften, nach Ausweis des Berliner Börsenzettels, imJahre 1874 keine Dividende zahlten, noch pro 1875 zahlen werden,so gewährt dies durchaus keinen Maassstab für die Einbussen, dieim soliden, geregelten Geschäftsbetrieb stattfanden. Jene Gesell-schaften waren Kinder der Spekulation, nicht der Arbeit, und auchdie Ueberlebenden werden lange zu thun haben, bis sie das Zeichendieses Ursprungs verschwinden machen, durch Eintritt in solide, ge-regelte Thätigkeit.

Der Umstand, dass die Arbeitslöhne im Allgemeinen noch beiWeitem nicht wieder auf den früheren Standpunkt zurückgedruckt,vielfach gar nicht einmal vermindert worden sind, beweist schliesslicham sichersten, dass der gesammte Handel und Verkehr noch nichtum seine Existenz zu kämpfen hat, wie die Uebertreibung behauptet.Das Schlimmste scheint überstanden, falls von anderer Seite keinStrich durch die Rechnung gemacht wird.

Bedenklicher sieht es nämlich noch auf dem Geld- und Cre-ditmarkt aus. Auf materiellem Gebiet findet die Spekulation inZeit und Raum, in Menschen und Dingen, immer ihre Schranken.Auf dem Gebiet der Geld-, Credit- und Fondsspekulationen ist dieseSchranke unendlich weiter gezogen, namentlich wenn französischeMilliarden und unbedeckte Noten der Spekulation einen Betriebsfondsbieten, den der Arbeitsmarkt beim besten Willen gar nicht aufnehmenkonnte. So lange nun die überflüssigen Bestände des Staates, dieNoten, die Gesellschafts- und Privatkapitalien ihre Richtung nachder Börse zu nahmen und diese in steigender Richtung blieb, wares leicht, alle fälligen Engagements zu erfüllen oder billig zu pro-longiren, so dass der Creditmarkt den solidesten Anschein bot, dieUltimos glatt verliefen. ' Als aber der Rückschlag eintrat, verändertesich dies Bild gewaltig. Der Staat zog immer mehr Mittel zu eigenerfester Verwendung von der Börse zurück, der sie im Weg des Wech-sel- und Lombardkredits zur Disposition gestanden hatten. Das inneuen Unternehmungen festgelegte Geld gelangte in Kanäle, die esnicht wieder zur Börse zurückströmen Hessen. Die Notencirculation,und damit der Wechselcredit, wurden eingeschränkt. Die Banken