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gelung der Münz - und Banknotenfrage. Ist erst der gefürchtete1. Januar 1876 überwunden, ohne dass grössere Zahlungseinstellungenausgebrochen sind, dann dürften die traurigsten Verhältnisse hinteruns liegen. Der Heilungsprozess ist damit noch lange nicht zuEnde, wiewohl bedeutendere Erschütterungen unseres wirtschaft-lichen Systems dann nicht mehr zu befürchten sein werden. r
Soviel ist aber jetzt schon gewonnen, und das ist viel, dass f
die aus der furchtbaren Verschiebung und theilweisen Vernichtungvon Vermögen und Einkommen resultirenden Verluste, theils definitivausgestanden, theils in ihren äussersten Grenzen zu übersehen sind.
Die Illusionen sind verschwunden, die Nation ist an heilsamen Lehrenreicher, wenn sie auch grosse Opfer gekostet haben. Die luxuriösenConsumtionen werden eingeschränkt; man sucht durch Arbeiten undSparen das Verlorene wieder einzubringen, beobachtet die höchsteVorsicht in Placirung der disponiblen Mittel. Und nicht alles, wasjetzt als Verlust, als Rückgang betrachtet wird, ist ja wirklich ver-loren. Denn wenn man in der aufsteigenden Krisis Preissteigerun-gen über den natürlichen Werth hinaus, fälschlich mit Reichthums-vermehrungen identifizirte, so ist es jetzt ebenso falsch, in der ab-steigenden Krise alle augenblicklichen Preisdifferenzen nach unten '
als effective Reichthumsverminderungen anzusehen. Wenn auch mancheWaarenpreise gegenwärtig noch nicht unter den früheren Durch-schnittspreisen stehen, so ist dies dagegen mit den meisten Coursen,namentlich der Dividendenpapiere, entschieden der Fall, und Mancher,der nicht zu Realisationen gezwungen ward, wird sich durch dasSteigen derselben in wenigen Jahren wieder in besseren Verhältnissenbefinden, als er jetzt annimmt. Und überdies wolle man in Rech-nung ziehen, wie viele Personen, die, weil sie in der glänzendenPeriode ihr Einkommen nicht vergrössern konnten, unter der Ver-teuerung der Miethen, Löhne und Lebensbedürfnisse ausserordentlichgelitten hatten, jetzt umgekehrt wieder in bessere Verhältnisse ge-kommen sind und den Rückschlag segnen. ^
Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf das Schicksal derzahlreichen Aktienunternehmungen, welche die Ilaujtursache der Krisewurden. Auf diesem Gebiet findet die Ausgleichuig und Reinigungin sehr verschiedener Weise statt. Ein Theil der Gesellschaften ist,wie wir gesehen haben, bereits in Liquidation getreten, wobei dieAktionäre meist noch einen grösseren Theil iher Einlagen rettendürften, als die jetzigen Course voraussetzen lassen. Gleiches Schicksalsteht allerdings noch einer nicht unansehnlichen Zahl bevor, inshe-