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Die wirthschaftliche Krisis / von Wilhelm Oechelhaeuser
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den Reichstag ein Tadel treffen, dass er diesem wichtigen Gesetzkaum Eine volle Sitzung widmete, dass er nicht aus dem Schoosseseiner Erfahrungen auf das Bedenkliche aufmerksam machte, derAgiotage mit einem Mal alle Riegel wegzuschieben, selbst diejenigen,welche andere Gesetze gleicher Basis, z. B. das französische, noth-wendig fanden. Die durch die Erfahrung gebotenen Aenderungen,wovon weiter unten die Rede sein wird, nunmehr in aller Ruhe vor-zunehmen, wird Sache der ernstesten Erwägungen der Reichsregie-rung und des Parlaments sein. Die Hauptremedur, die wesentlichsteVorbeugung gegen die Wiederkehr solcher Ereignisse, wird aberdas durch Schaden klug gewordene Publikum selbst besorgen müs-sen ; denn wie ein Minister im vorigen Jahr sehr treffend sagte, kannkein Gesetz der Welt den Menschen, der absolut sein Geld verlierenwill, hieran hindern.

Auch die neuere sociale Gesetzgebung, auf deren Bodenebenfalls Ausschreitungen stattfanden, die, wie wir oben sahen, dieKrise verschärften, möchten wir nicht verantwortlich machen. DasPrinzip der Coalitionsfreiheit und Freizügigkeit, kurz die ganzeBefreiung des Arbeiterstandes von jeder Ausnahmemaassregel ausder Feudal- oder Zunftzeit, kann durch Missbräuche nicht angefoch-ten werden; sie sind, insbesondere wenn es sich um ihre Anwen-dung Seitens einer Mehrzahl ungebildeter Personen handelt, von denersten Anwendungen stets unzertrennbar. Aber auch auf diesemGebiet haben die Betroffenen, Arbeiter wie Arbeitgeber, Erfahrungengemacht, Lehren gezogen, welche, ohne wesentliche Aenderungender bestehenden Gesetzgebung, künftige Erscheinungen dieser Artmildern, und allmählig eine Uebung gegenseitiger Verständigungüber die Löhne, von Fall zu Fall, herbeifuhren werden, wie siethatsächlich in friedlicher Weise zwischen Consument und Produzent,Käufer und Verkäufer, bei Festsetzung der Waarenpreise von jeher inUebung war. Auch werden die Arbeiter selbst in der Bildung wachsenund der Leitung ihrer, auf die Schärfung der Krise so unheilvolleinwirkenden Agitatoren nicht mehr so blind vertrauen, wie bisher;dies tritt bereits augenfällig hervor.

Von der neuen Münz- und Banknotengesetzgebung sprechen wiran dieser Stelle nicht, da sie in keiner direkten Beziehung zu denUrsachen der Krisis stehen, wenn sie auch in den Verlauf dersel-ben eingreifen.

Sind also die Autoren der erwähnten Gesetze, für die auf ihremBoden stattgehabten Ausschreitungen, nicht wohl verantwortlich zu