Druckschrift 
Die wirthschaftliche Krisis / von Wilhelm Oechelhaeuser
Entstehung
Seite
99
Einzelbild herunterladen
 
  

99

schehen; im Uebrigen flössen der Börse im Wege der Fonds-ankäufe, Lombardbeleihungen und Wecbseldiscontirungen durch See-handlung und Bank (die sich sogar im Discont-Angebot Konkurrenzgemacht haben sollen) unausgesetzt solche Summen zu, dass sogarder Bericht der Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft für 1873 überdas verhängnissvolle Zuviel und den krankhaft niedrigen Zinsfussseine schweren Bedenken äussert. Hier musste der blosse Banquier-standpunkt der sicheren Anlage lind guten Verzinsung nicht für dieFinanzoperationen maassgehend sein, sondern lediglich die Erwä-gung des volkswirtschaftlichen Nutzens oder Schadens. Hätte dieRegierung die Notwendigkeit eines Rückschlags auf so grosse Credit-Ausschreitungen vorhergesehen, deren Charakter überhaupt klar er-kannt, so konnte sie denselben unmöglich auf ihrem Höhepunkt nochfernem Nahrungsstoff zuführen, umsoweniger, als sie ihrer Mittelallmählig zu eignen Zwecken bedurfte, also das bedenkliche Zu-sammenfallen späterer Crediteinschränkungen (wie sie in diesemAugenblick eintreten) mit der Rückschlags-Katastrophe voraussehenmusste. So paradox es klingt, kann es doch in Wahrheit behauptetwerden, wie das Her Ausziehen der fünf Milliarden, das wirt-schaftliche Gleichgewicht Frankreichs weniger beeinträchtigt hat, alsdas Hineinströmen in Deutschland, mit so vollendeter Geschick-lichkeit wussten die französischen Fiuanzmänner in ihren Geldope-rationen wirtschaftliche und finanzielle Rücksichten in Einklang zusetzen. Und wir?

Allein selbst diese einseitigen und unrichtigen Dispositionen sindimmer noch eher zu entschuldigen, als die damit Hand in Handgehende, und zum Th eil auf die Kriegsentschädigungsgelder basirteenorme Vermehrung ungedeckter Noten Seitens.der Banken,insbesondere der Preussischen , welche doch gleichsam unter direkterLeitung des Staates steht und durch ihre Capitalmacht, ihre Filialenu. s. w. maassgebend für das ganze finanzielle Lehen des Landesist. Wurde die obere Controle der Bank von allgemeinen wirt-schaftlichen Erwägungen geleitet, hätte sie einen anderen Standpunktals den des Privatinteresses des Staates und der* Aktionäre gekannt,so musste ihr der Zeitpunkt des Einströmens der fran-zösischen Milliarden nothwendig zum Ausgangspunkt desZurückziehens ihrer Notenmengen werden. Statt dessen ver-fuhr sie gerade umgekehrt. Ende 1871 betrug ihre metallisch unge-deckte Notenausgabe 252 Millionen Mark, die von da ah unaufhalt-sam, und trotz der Restriktionen, die man seihst am 16. September

7 *