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Publikum, was sich von aussen herandrängt, kaufen und verkaufenlässt, bildet stets in kritischen Zeiten einen wesentlichen Factor derBewegung auf der Börse, welcher durch keine Börsenverfassungenoder Börsenusancen abzuhalten ist. Und die Coulissiers, die kleinenSpieler, würden nichts bedeuten, wenn sie nicht leider von so vielengrossen Häusern, insbesondere auch von vielen neuentstandenen odervergrösserten Actienbanken, durch Darleihen von Geld oder Stücken,in die Möglichkeit versetzt würden, grosse, auf die ganzen Geld- undGeschäftsverhältnisse rückwirkende Spekulationen durchzuführeu undmit Millionen zu spielen. Hier liegt das grösste Uebel versteckt, daswohl an der Börse in die Erscheinung tritt, allein ganz anderenUrsprungs ist.
Ueberhaupt haben die Banken und Banquiers, natürlich mitvielen ehrenvollen Ausnahmen, manche Verschuldungen in der letztenKrise auf sich geladen und wohl mit Recht einen Theil ihres frü-heren Prestige eingebüsst. Der alte Banquierstolz geht mehr und mehrzu Grabe; auch die mehr als apathische Aufnahme der preussischenKriegsanleihe von 1870 zeigt von einer bedenklichen Abnahme desGemeinsinns. Von diesen Stellen konnte und musste verlangt werden,dass sie den Begritf des ehrlichen, soliden Geldverdienens strengerfesthalten, dass sie dem reinen Spiel entgegentreten würden, stattsich ihm durch Reportirung oder Deportirung vorsichtig zu associiren,dass sie in dem betäubenden Lärm der Spekulation das Auge für diezukünftige Gestaltung der Dinge otfen behalten, dauerndes und vor-übergehendes in den wechselvollen Erscheinungen zu unterscheidenwissen würden. Der beste Beweis für ihre weitgehende Verblendungliegt in den jetzigen Verlegenheiten vieler Banken. Sie haben ihreKapitalien, Uber alle Möglichkeiten der soliden Verwendung hinausbemessen, beziehungsweise vergrössert, und doch, haben viele derselbenzur Zeit kein flüssiges Kapital mehr zur Disposition. Wenn diejetzige, durch die Ueberspekulation geschaffene Nothlage ohne Zu-sammenbruch zur allmählichen Klärung gelangen soll, so giebt esdazu, wie schon oben erwähnt, nur Ein Mittel: Prolongation derKredite, um über den tiefsten Stand der Krise, in eine bessere Zeitdes steigenden Marktes ; hinüber zu gelangen, wo die Kapitalansamm-lung wieder fortschreitet, wo Waaren und Papiere wieder zu Preisenrealisirbar sind, welche die allmählige Erfüllung der alten Verpflich-tungen ermöglichen. Die Banken haben sich leider, durch Festlegungihrer Mittel, vielfach in die Unmöglichkeit versetzt, sich selbst und demGeldmarkt solche Dienste zu leisten; durch Krediteinschränkungen