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Arbeitgeber und Arbeitnehmer, gemeinschaftliche Interessen haben,— überhaupt alle berechtigten Interessen harmonisch sind, — wenndiese und ähnliche Lehren in der einfachsten Form vorgetragen,an Beispiele aus der Geschichte und dem Leben bedeutender Volks-männer geknüpft, auch in Erzählungsform in die Lesebücher derKinder aufgenommen würden. Die wichtigste Vorbedingung hierbeiist aber die gründliche volkswirtschaftliche Ausbildung der Semi-naristen, der künftigen Volksschullehrer.
Die Fortbildungsschule würde natürlich noch einen Schrittweiter zu gehen haben, als die Volksschule, und den jungen Leuten,unmittelbar bei ihrem Eintritt in das Arbeitsverhältniss, ein heilsamesGegengift gegen die socialistischen Utopien, gegen die Irrlehre vondem feindseligen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit, mitgeben,denen sie sich sonst, gerade in diesem Alter, so leicht überlassen. —Für die Mittelschulen und die niederen Gewerbe- und Fachschulen,sowie die zahlreichen Volksbildungsvereine, dürften schon kurzgefassteLehrbücher, Katechismen der Volkswirtschaftslehre*), einzuführensein, da deren Zöglinge zum allergrössten Theil in die Sphäre höhererArbeitsleistung, oder in die einflussreicheren Stellungen als Meister,Aufseher u. s. w. übergehen, also später durch ihr Beispiel am bestenauf die Arbeiter wirken können. — Die Realschulen und Gym-nasien aber, aus denen unsere Fabrikanten, Kaufleute, Landwirtke,Banquiers, Directoren, hervorgehen, werden ihnen ebenso notwendigeine klare Einsicht in die Grundgesetze des wirtschaftlichen Lebensmitgeben müssen, und in noch höherem Grade die technischenHochschulen, wo ordentliche Lehrstühle der Volkswirtschaft inden Organisationsplan überall einzufügen wären. — Die Universi-täten würden endlich der Berufung tüchtiger und bedeutender Pro-fessoren für die National-Oekonomie eine weit grössere Wichtigkeitbeilegen müssen, als dies bisher der Fall zu sein pflegt.
Zum Schluss haben wir noch der Pflege der Statistik zu ge-denken , einer der wichtigsten, und leider noch viel zu wenig kulti-virten Ilülfswissensckaften der Volkswirtschaft. Mit grösster Aner-
*) Herr von Unruh ist in neuester Zeit mit Abfassung eines solchen„volkswirtschaftlichen Katechismus“ vorgegangen, der allerdings nicht fürSchulen berechnet ist und im Wesentlichen nur die Zollfragen (nebenbei ge-sagt, so schlagend als erschöpfend) behandelt, allein nach Form und Methodikein ganz vortreffliches Vorbild liefert, wie der wirtschaftliche Stoff gemein-fasslich zu behandeln ist und auch der Jugend zugänglich zu machen seinwird. Auf Abfassung solcher Schriften sollten hohe Preise ausgesetzt werden.