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kemiung muss hier zunächst der umfangreichen Thätigkeit gedachtwerden, welche der Leiter des Königl. Preussischen statistischenBureaus, Dr. Engel, auf diesem Gebiet entwickelt; die im Gangebefindlichen gewerbe-statistischen Aufnahmen, bei Gelegenheit derdiesjährigen Volkszählung, werden bereits ein sehr wichtiges neuesMaterial für Beurtheilung unserer gewerblichen und socialen Verhält-nisse liefern. Allein die Statistik muss auch viel tiefer in das Ge-werbeleben selbst eindringen. Der Fabrikant, Kaufmann, Banquier,Landwirtk muss den statistischen Erörterungen, die sein Fach be-treffen, eine weit grössere Aufmerksamkeit zuwenden, um schon imVoraus auf die künftigen Bewegungen in Preisen, Absatz u. s. w.schliessen und seine Maassregeln danach treffen zu können. Des-gleichen wird der Statistik für das Innere der einzelnen Fächer nochviel zu wenig Beachtung geschenkt. Wie viele Gewerbtreibendez. B. sind sich über die Produktionskosten, über die Grundlagender Rentabilität, über die Tragweite eintretender Veränderungen inPreisen, Produktionsumfang u. s. w., nichts weniger als klar! Undauf dem Gewinn aus der Arbeit jedes Einzelnen, beruhtdoch der Reichthumsfortschritt der Nationen.
Und man denke nicht, dass die so geförderte bessere Einsichtin wirthscliaftlichen Dingen, etwa bloss eine theoretisch verschlossene,für’s praktische Leben wirkungslose bleiben werde. Wir haben indieser Schrift, — und es war ihr Hauptzweck — den Nachweisgeführt, wie gross die Zahl, wie tief die Einwirkung der Irrthümerin Beurtheilung der verhängnissvollen Krisis war, die hoffentlich zurZeit an ihrem Wendepunkt zum besseren angekommen ist. Sicher-lich wird durch theoretische Aufklärung die Sucht und das Ringennach mühelosem Reichthum nicht gedämpft, die auch nicht etwa einErzeugniss unserer Zeiten sind, wie wir so oft und zum Ueberdrusspredigen hören, sondern von jeher im Menschen wurzelten, sich inallen Geschichts-Perioden, wenn die Umstände es zuliessen, nochgewaltsamer als heute geltend machten. Virtus post nummos, klagteschon Horaz . Hier muss die sittliche Erziehung ihr langsames,mühevolles Werk fortsetzen, den Menschen, in freier Selbstbestim-mung, allmählig immer mehr zum Herrn über seine Leidenschaftenund Begierden auszubilden. Und hierin machen selbst die Jahrhun-derte leider nur kleine Schritte. Allein die Fortschritte im Erkennengehen in schnellerem Tempo, und man darf, namentlich dann, mitSicherheit auf rasche praktische Erfolge besserer Erkenntniss rechnen,wenn diese mit dem eigenen materiellen Interesse, mit dem Egoismus