Druckschrift 
Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
Einzelbild herunterladen
 

zie Das 6. H. VStt der absonderlichen ^

bildung sey, indem alles, wie gedacht, entwederabnehmen oder zunehmen müsse, und folglichnicht beständig ruhen könne.

iNi. Wie wollen wir uns diesen Cinwurffvom Halse weltzen, nachdem derselbe uns feste zuhallen scheinet, und von denen ersten Grund-Re-geln unserer Lehre hergenommen ist? Wir wol-len es ku' tz machen. Es ist wahr, was nicht wei-ter zunehmen kan, muß nothwendig abnehmen,und die Liebe zwoer vernünftigen Personen, wennsie vollkommen worden, kan nicht weiter unterzhnen zunehmen, sonst wäre sie nicht vollkommen.Aber sie nimmet deßwegen nicht ab, sondern siebreitet sich weiter aus, und weil sie unter die-sen beyden nicht mehr zunehmen kan, suchet sieihren Wachsthum darinnen, daß sie mehr Her-Hen an sich zu ziehen, und sich also immer weiterund weiter unter andern Menschen auszubreitenbemühet ist. Das ist es, was wir oben gesaget,daß die Gemüthö-Ruhe allezeit trachte sich mit an-dern Menschen, die nach derselben streben, zu ver-einigen.

io!. Denn gleichwie der Haß zwoer Perso-nen bald um sich frißt, und noch mehrere in den-selben verwickelt; also ist kein Zweiffel, daß dasExempel zweyer tugendliebenden Gemüther, dieeinander vollkommen lieben, nicht auch gleichfallsvon beyden Theilen noch mehrere dergleichenPersonen mir ihnen sich zu vereinigen, anlockensolle. Mr Anfang »st schwer; aber wo man nur

ein-