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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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,76 Das 4. H. von der vernünftigen

fenbahrung besser raiioniren sollen, zumahl un-ter Ehe-Leuten, für inäiKerem gehalten werden,die doch auch der Vernunft nach mehr detti3lischals vernünftig sind.

41. Denn anfanglich ist es eine grosse Unvoll,kommenheit, daß die Menschen in Beurtheilungvon der Schönheit des Leibes das wenigste?unZamenr haben, sondern gantzunterschiedenenund widrigen Meynungen dißfals unterworffensind, die dennoch, weil sie auf keine Vernunftgegründet seyn, auch nicht für vernünftig könnenausgegeben werden, ob man sie schon auch nichtunvernünftig schelten kan, weil doch etliche Ge-stalten seyn, die von jederman für schön oder heßlichgehalten werden.

42. Hiernachst weil es offenbahr, daß dieSchönheit des Leibes gar öfters mit der Schön-heit der Seelen und der Tugend nicht vereint,get ist; so können wir zwar die Liebe schönerund dabey tugenthafter L.euee eben nichttadeln, wir können aber auch weder den Haß tu-gendhafter Mr heßlicher, noch die Liebe laster-hafter , aber dabey wohlgestalter Personen für ver-uünftig ausgeben.

4z. Und hierzu darf man eben, keine allzu-grvsse Weißheit, zu beqreiffen, daß dieReitzungeines schonen Angesichts oder eines scho-nen Auges, die also bald auf die Liebes-Ver-mischung dencket, mehr viehisch als mensch-lich