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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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Liebe aller Menschen, zz?

78. Laß es seyn, der Beleidigte sieget' DerSieg ist noch lange kein Friede, so lange verIlberwinder und der Überwundene noch Feindeseyn. Ja sprichst du, der Überwundene muß wohlFriede machen. Aber was neues. Gezwunge-ner Friede ist kein Friede, so wenig als die LiebeAwang leiden kan. Mein was hast du für Ver-sicherung, daß der Überwundene werde Friedehallen? Vielleicht fein Versprechen? Und duhast deßwegen den Krieg wider ihn angefangen,weil er dir ftin Versprechen nicht gehalten, odersonst etwas, dergleichen aus dem Gebot allgemei-ner Liebeherrührete, nicht geleistet, dadu ihm dochan deinem Orthe alles Liebes erwiesen, und bildestdir ein., das von ihm gewaltsamer Weise erpreßteVersprechen, werde ihn abhalten^ daß er dich nichtferner beleidige?

79. Aber vielleicht wird ihn die Furcht dessen,was er alibereit erfahren, von fernerer Belei-digungabhalten? Wo eine solche Furcht ist , kan

^ keine sieben seyn, und wer sich für dir fürchtetfür dem must du dich auch fürchten. Es sindihrer mehr durch die heimliche Nachstellungen ih-rer Leibeigenen, als durch die Gewalt ihrer Kö-nige umgebracht worden. Die Zeiten andernsich, und es kan leichte geschehen, daß diese Aen-derung ihm die Furcht benimmt; Zudem so ist derAnsgang des Rrieges ungewiß, und dieseUngewißheit kan so leichte bey dem andern eineHofnung als Furcht erwecken; ZurmhKn, da

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