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Der Abschluss der deutschen Münzreform / von Karl Helfferich
Entstehung
Seite
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würde sich, die Richtigkeit der Schätzungen des Thalervorrathesvorausgesetzt, nach Vollendung der gesammten Umprägung allerThaler auf etwa 850 Millionen Mark stellen, eine Summe, die beieiner Kopfquote von H Mk. erst bei einer Bevölkerung von61 Millionen Seelen, und auch bei einer Kopfquote von 15 Mk.erst bei einer Bevölkerug von nahezu 57 Millionen Seelen zulässigwäre, während wir heute erst eiue Bevölkerung von 55 Millionenhaben. Die Bevölkerung des Reiches hat nun aber in den letztenJahren um etwa 800 000 Köpfe pro Jahr zugenommen; selbstwenn man für die Zukunft nur eiue Zunahme um 600 000 pro Jahransetzt, würde bei einer Kopfquote von 15 Mk. bereits in drei bisvier Jahren die Umpräguug des gesammten Thalerbestandos inReichssilbermüuzeu gesetzlich zulässig sein, bei einer Kopfquotevon 14 Mk. nach Ablauf eines Jahrzehnts.

Auf alle Fälle wird der Vorschlag der Novelle dahin führen,dafs in nicht allzu langer Zeit mit der Zunahme der Bevölkerungdie Thaler und damit die hinkende Goldwährung verschwindenwerden, dafs nur noch Reichsgoldmünzeu und ein dem Bedarf desVerkehrs entsprechender Betrag von Scheidemünzen vorhandensein werden, und dafs somit die feierlich als Endziel der Münz-reform aufgestellte reine Goldwährung erreicht sein wird, ohnefinanzielle Opfer und ohne einen Druck auf den Silbermarkt, ohnejedes Aufsehen und Geräusch, sondern als eine natürliche Neben-wirkung der Bevölkerungszunahme und der Anpassung des Münz-umlaufs au die Bedürfnisse des Verkehrs.

Wenn einst Fürst Bismarek die grofsen finanziellen Verluste,für die er die Verantwortung nicht mehr tragen wollte, und wennder frühere Reichsbankpräsideut von Dechend den Druck auf denSilberpreis als Grund für die Einstellung der Silberverkäufegeltend gemacht hat, so sind das Gesichtspunkte, welche gegendie Novelle nicht ins Feld geführt werden können.

Man könnte sich überhaupt wundern, dafs der Gesetzentwurf,welcher doch unverkennbar eine Besserung des bestehenden Zn-standes herbeiführen wird, eine erbitterte Gegnerschaft Befunden

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hat, und zwar gerade von derjenigen Seite, von welcher die Nach-theile des bestehenden Zustaudes stets über Gebühr betontworden sind.