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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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vernünftigen Liebe überhaupt. -85

gen-Liebe erhalten zu haben versichert ist,jeineL.iebe und Vertrauen, das er in sie se-yet, zu bezeugen, bey allen sich eraugnen-den Gelegenheiten, auch mit Verlust sei,nesVermögens und mitsaurerMühe undArbeit, ohne BegehrungeinigesEncgeldsin ihrer Nedürffniß beyzuspringen, und ihrein wahres Vergnügen zu geben.

54. Wie haben diestTugend eine vertrauli-che GutthätigLeic geheißen, auch gesagt, daßman fein Vertrauen einander zu bezeigen gutthü-tig seyn müsse. Denn es ist ja so natürlich, das;das Vertrauen oder die Vertraulichkeitvor der Gutthatigkeit vorgehe, als dieHochachtung vor der sorgfältigen Gefälligkeit.So lange als man sich noch der Gefälligkeit be-dienet, ist man zwischen Furcht und Hofmma,und folglich kan man sich noch keines Vertrauensrühmen; wo man die Liebe noch suchet, dazwciis-fcltmcm; undwo manzrveiffelt, ist man nochüinwenig mißtrauisch. Wo man aber dieselbe an-fanget zu finden, da muß das Suchen und Zwe>f-fein aufhören, und wo man einander durch diesorqfallige Gefälligkeit gleichsam biß in das In-nerste des Hertzens siehet, damußnolkwendiaeinVertrauen entstehen, daß uns die geliebte Per-son nicht hinter gehen könne noch wolle. Ja da mußman nothwendig anfangen gegen einander ver-traulich zu rvrrden, weil man Wechselsweiseerkennet, daß man sich ferner weder für einanderS 5 ver-