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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
Entstehung
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vernünftigen Liebe überhaupt. :8>)

innen bestehet, daß wir nichts begehren sollen,was uns unmöglich ist.

61. Wann denn nach der behutsamen Gefäl-ligkeit das Vertrauen bey beyderseits Personeneinstanden, und dieHertzsn gegen einander bezei-gen, daß sie sich auf beyden Theilen zu der Verei-nigung neigen, gleichwohl aber diestlbige» nochnicht wmcklich vereiniget sind, sondern ein jedesnoch seine eigenthümliche Güter hat, und so zusagen noch Herr über sein Thun und Lassen ist, sokan es nicht fehlen, sie müssen ausbeyden Gel-ten anfangen von ihrem Gurem und vonihrem Thun und Lassen einander gleich-sam merckliche Stücke mitzutheilen, unddadurch einander immer näher und naher zukom-men. Denn wenn man gleich sagen wolte, es töntediese Vereinigung wohl geschehen, wenn das eineHertze dem andern alles gutes erweise, sein Thunund Lassen des andern Willen unterwürffe, undnur auf seiner Seite diese Vereinigung voll-brächte, so haben wir doch schon oben behauptet,daß die Vereinigung in der menschlichen Liebe al-so beschaffen seyn müsse, daß keines über daßan,dere sich einer Bothmaßigkeit anmasse; sa wir ha-ben nur jetzo aufgehöret zu sagen, daß keine ver-nünftige Liebe ohne Gegen-Liebe seyn könne. Undderowegen ist die tVectiselsweise Gutthatig-keit ein nothwendiges Stück der Liebe.

6!. Ja sie ist auch ein unfehlbares Renn-Zelchen derselben. Wahre Gutthaten können

aus