2Y3 Das 6. H. von der absonderlichen
Venen andern wahre Gutthaten bezeigen, doch je,derman seine Gntthatigkeit rühmet, undden andern ciner Undanckbarkeit beschul-digte, der sich aber kein Mensche schuldigerkennen will. Denn wir leben ;u einer solchenZeit, da die Tugend den Nahmen der Lasier über-kommen, die Laster aber mit denen Titeln der Tu-gend einher prangen, und da die allermeisten Men-schen von der vernünftigen Liebe, und denen dahingehörigen Tugenden, wie der Blinde von den Fm»ben urtheilen.
78. Endlich gleichwie die Liebe keinen Zwangleidet, und was gezwungen ist, für keine GutthatrxMren kan; also kan man auch niemand zurDanckbarKcit zwingen, und derjenige bleibetdoch undmickbar, den man gezwungen hat seinenFreunde wieder Gutes zu tkun.
79. Wiederum ill darinnen zwischeifder Gut-thatlgkeit und Danckbarkeit ein g-osier Unter-scheid, daß niemand für gutthatig gehalten wer-de!- kan, derseincn ZreundenichtinderThatGutthaten erweiset,aber man kanwobldanck-b ar se 0 n, w en m an g! eich d em a n d crn n ich tswieder zu gute thut, wenn es uns an Gelegen»heir und Vermögen mangelt solches zuthun, undwir unsereBegierde ihm wieder zu dienen nur recht-schaffen .'Uödrücken.
80. Du must aber nicht weitergehen, und ausd m, was wir gesagt habcn, folgern, daß »och die-sem Unterscheid zwischen diesen beyden Tugenden
sey,