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Christian Thomasens Von Der Kunst Vernünftig und Tugendhaft zu lieben : Als dem eintzigen Mittel zu einem glückseeligen, galanten und vergnügten Leben zugelangen, Oder: Einleitung Der Sitten-Lehre ; Nebst einer Vorrede, In welcher unter andern der Verfertiger der curiösen Monatlichen Unterredungen freundlich erinnert und gebeten wird, von Sachen, die er nicht verstehet, nicht zu urtheilen, und den Autoren dermahleins in Ruhe zu lassen
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in denen menschl. Geftllschafieft. 557

eben nicht viel dabey mobacht zu nehmensey. Denn alle diese vier Gesellschaften sindin Vem menschlichen Geschlecht durchgehende der-gestalt beschaffen, daß eine Person darinnen derandern zu befehlen hat, und die andere der erstengehorchen muff. vl?o aber Befehl ist, daist auch Zwang. wo Zwang ist, da ist kei-ne L.iebe. Und folglich, weil wir oben erwehnet,daß eben der Zwang den Unterscheid zwischen derGerechtigkeit und Liebe mache, so scheinet es wohl,daß diese vier Gesellschaften Gerechtigkeit, aberdoch keine L.iebe leiden können.

4. Wiederum aber, wenn wir andern theils be-trachten , daß gleichwohl von der Ehelichen L.ie-be, von der Liebe der Eltern gegen die Rin-der u.s.w. jederman redet und schreibet; ja wennman erweget, daß hlle menschliche Gesell-schaft in der Vereinigung zweyer Gemü-ther zu einem gewissen Endzweck bestehe, so siehetman, daß auch alle Gesellschaften ihrem Wes-sen nach die Liebe, als welche die Vereinigungder Gemüther ist, inrenäiren. .

5. Und also wirb man bald gewahr, daß keineGesellschaft ohne L.iebe, aber wohl ohneBefehl und Zwang seyn könne; und baß derBefehl und Zwang zufalliger Weise in diemenschlichen Gesellschaften gekommen sey, soferne nemlich etliche Personen in denenfelbenentweder aus Unvvllkommenheit oder aus Boß-heil dasjenige, was zu dem Zweck einer jeden Ge-

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