z6o Das 9. H. von der vernünftigen Liebe
ehesten entstehen, weil der Mensch darzu durcheinen allgemeinen innerlichen Antrieb, nicht aberdurch eine ausserliche Nothwendigkeit gcreitzetwird.
,o. Hingegen wäre die Gesellschaft zwischenHerr undRnecht nicht, wenn nach der Liebealles gemein, und weder Reiche noch Arme wa-ren. Die bürgerliche Gesellschaft aber wärenicht entstanden, wenn man sich für lieblosen Leu,ten ruht zu fürchten angefangen, und für derenHaß zu beschützen gesucht hatte. Bey jener istdeehalben die j^iebe gemeiniglich in einemgeringerm Grad, weil bey derselben so wohl derHerr als der Knecht mehr auf seinen privat Nu-tzen, als auf das Vergnügen des andern siehet,auch das Absehen des Herrn so beschaffen ist, daßes ohne Fürschreibung und Befehl, darnach derKnecht mit seinem Thun und Lassen sich richtenmuß, nicht kan erhalten werden. Jedennoch mußauf beyden Seiten zum wenigsten die all-gemeine L.iebe beobachtet werden, und dieabsonderliche ist dieser Gesellschaft nicht zuwi-der ; Ja wo man dieselbe in dieser Gesell-schaft antrift, da höret der befehlende Zwangund Eigennutz auf, und wird in eine brüderlicheLiebe verwandelt.
11. Aber die bürgerliche Gesellschaft tandes Zwangs und des Befehlens wenige«entbehren, und eine absonderliche Liebe zwi-schen der Obrigkeit und Unterchanen weniger er-halt